Naples, Florida, USA (MaDeRe). Palmen, Strand und Sonne, leckeres Seafood und süffige Cocktails. All das gibt es in Naples, das zum dritten Mal in Folge zur „glücklichsten Stadt Amerikas“ gekürt wurde; basierend auf einer Umfrage mit mehr als 300.000 Amerikanern.
Gut möglich aber, dass auch der Wohlstand zum Glücksgefühl beiträgt. In Naples wohnt ganz offensichtlich das Geld. Teure Autos, große Yachten, mondäne Villen – man lässt es sich gut gehen an der Golfküste Floridas mit ihren makellos schneeweißen Sandstränden und unzähligen Mangroveninseln. Nicht umsonst trägt die Gegend um Naples, die Insel Marco Island und die westlichen Ausläufer der Everglades den Namen „Paradise Coast“.
Im beschaulichen Naples kommt man gut mit dem Fahrrad voran; eine Rarität im Auto-Land USA. Doch die Palmen-Alleen und grünen Villenviertel laden auch zum Flanieren ein. Das Sehen und Gesehenwerden findet vor allem auf der Fifth Avenue und der Third Street statt, in deren prächtigen Kolonialbauten, sich zahlreiche Läden, Restaurants und Galerien angesiedelt haben.
Wir wohnen ruhig und zentral im Lemon Tree Inn. Das Hotel besteht aus mehreren Bungalows, die einen großen Garten umringen. Auch Kolibiris und die sanfte Hauskatze Lemon mit ihrem Herzchen-Halsband fühlen sich hier wohl.
Seit ihrer recht späten Gründung in den 1880er Jahren war Naples eine Touristenstadt. Ihr Name, die englische Version von Neapel, kam auf, als die ersten Promoter marktschreierisch warben, die Golfküste überträfe die Bucht des italienischen Neapel.
Die ersten großen Bauten waren ein Hotel und die Seebrücke, die noch heute weit in die ruhigen Wasser des Golfs hinein ragt. In der Nähe stehen ein paar historische Häuser, darunter das „Palm Cottage“, das 1895 aus Muschelkalkbeton errichtet wurde. Heute beherbergt es ein Heimatkunde-Museum.
Anfangs konnte man Naples nur per Boot erreichen, bis 1927 eine Zugverbindung eröffnet wurde. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der Boom: Mangroven-Sümpfe wurden trocken gelegt; zahlreiche neue Wasser-Grundstücke entstanden. Viele Jahre lang war der Landkreis um Naples der am schnellsten wachsende der gesamten USA.
Doch noch immer gibt es in der Umgebung zahlreiche Mangroveninseln, auch wenn der Name der Inselgruppe „Ten Thousand Islands“ den amerikanischen Hang zur Übertreibung verrät. Aber einige hundert werden es schon sein. Die meisten sind unbebaut; ein Paradies für Jungfische, überwinternde Vögel, Meeresschildkröten und die seltenen Seekühe.
Zahlreiche Feriengäste tummeln sich hingegen auf der Hauptinsel Marco Island, mit rund 30 Quadratkilometern die größte der „Ten Thousand Islands“. Sie bietet feine Sandstrände auf drei Meilen Länge. Kein Wunder, dass sich die Einwohnerzahl in der winterlichen Hauptsaison auf 30.000 verdoppelt.
Ein Großteil der Insel ist mit gesichtslosen Ferienhäusern bebaut. Im Norden finden sich jedoch Reste des Fischerdorfes, das sich hier bis zu den Fünfzigern befand. In einer kleinen Ladenzeile serviert Lee Be Fish, ein rustikales Bistro, aromatische Fisch Tacos.
Am Yachthafen laden mehrere Ausflugsboote zu Delphin-Besichtigungen ein. Wir gehen an Bord eines zehn Meter langen Katamaran namens „Dolphin Explorer“, wo ein prächtig gelaunter Guide vor allem die Kinder erfreut. Er kennt alle in der Bucht ansässigen Delphine beim Namen. Zuerst treffen wir Destiny, ein junges Weibchen. Als der Katamaran beschleunigt, springen die
Delphine in der Kielwelle.
Bald geraten wir zwischen die unbewohnten Inseln. An einem menschenleeren, überirdisch makellosen weißen Sandstrand wird ein Landgang gemacht. Jeder Ausflugsgast bekommt ein Säckchen, um Muscheln zu sammeln.
Ein weiterer Ausflug führt uns landeinwärts in die Everglades, wo sich Süß- und Salzwasser in Sümpfen, Feuchtwiesen, Mangrovenwäldern und Brackwassertümpeln mischen. Dunkelgraue Krokodile fühlen sich hier so wohl, dass sie am Straßenland liegen. Die Anbieter der Airboats, der Luftkissenboote, lassen wir links liegen, da sie die Bodenflora zerstören und mit ihrem Lärm die Tiere vertreiben. Unterwegs im Paddelboot mit „Everglades Area Tours“ sehen wir hingegen jede Menge Vögel und Krokodile, und sogar ein paar der äußerst langsam wachsenden Krokodil-Babys.
Das Wohlfühklima und die vielfältige Landschaft im Südwesten Floridas sorgen dafür, dass sich die Bevölkerung der Gegend im Winter verdoppelt. In Naples haben die „Sunbirds“, die Renter aus dem kalten Norden, für ein anständiges Kulturangebot gesorgt. Die Stadt hat zwei Theater und ein Opernhaus, zahlreiche Galerien und Museen; allen voran das Baker Museum, das sich auf moderne und zeitgenössische Kunst konzentriert. Außerdem gibt es ein großes Sinfonieorchester, das 1982 gegründete Naples Philharmonic.
Ursprünglich ein Kammerorchester, deckt das Naples Philharmonic heute die ganze Palette zwischen Sinfonik, Oper, Musical und Ballett ab. Häufig geht es interdisziplinär zu, bildet doch das Orchester zusammen mit dem Baker Kunstmuseum eine Einheit, die Organisation Artis—Naples. Der gemeinsame Campus vereint zwei Konzertsäle, das Museum, Ausbildungs- und Verwaltungsräume. Praktisch: Die Konzertpause kann für einen Ausstellungsrundgang genutzt werden
Als das Areal von Artis-Naples im vergangenen Herbst durch Hurrikan Irma beschädigt wurde, hat man neben der Sanierung gleich eine Erweiterung für 25 Millionen Dollar beschlossen. Das Orchester erhält nun einen neuen Kammermusiksaal, außerdem Proben- und Veranstaltungsräume.
Zum Gelände von Artis-Naples fährt man von der Innenstadt ein Viertelstündchen nach Norden. Wir stellen unseren Mietwagen bescheiden auf den Parkplatz. Doch wer einen teuren Schlitten mit Chauffeur vorweisen kann, rollt in die mondäne, von Säulen flankierte Auffahrt direkt vor den Einlass.
Drinnen betreten wir die Hayes Hall mit ihren 1500 Sitzen, die über eine feine, warme Akustik verfügt. Ungewohnt sind für den deutschen Besucher jedoch die eisigen Winde aus der Klimaanlage. In der Pause gibt dann es Champagner aus Plastikkelchen. Man lässt es sich eben gut gehen in der „glücklichsten Stadt Amerikas“.
Reisehinweise:
Allgemein: Floridas Paradise Coast
Aktivitäten: Everglades Area Tours und Dolphin Explorer
Kultur: Baker Museum und Naples Philharmonic
Kulinarik: Brooks Burgers in Naples und Lee Be Fish auf Marco Island
Unterkunft: Lemon Tree Inn