Gran Canaria (MaDeRe). Eines lässt sich nach der Pandemie und ihren Schrecken sagen: Die beliebten Urlaubsziele der Deutschen sind es heute noch. Auch wenn gefühlt alles teurer geworden ist. Mehr denn je ziehen Urlauberjets hoch am Himmel ihre Bahnen – nach Mallorca und Ibiza, nach Ägypten und Spanien. Und zu den Kanarischen Inseln.
Eine von ihnen ist Gran Canaria, wie ihre Kanaren-Schwestern vulkanischen Ursprungs. Eine Insel für Sonnenanbeter, und das ist sie fast das ganze Jahr lang. Statistisch gesehen, ist Clärchen lediglich an 16 Tagen pro Jahr hinter Wolken verborgen. Beste Reisezeiten sind von April bis Oktober, aber auch im Winter bleibt es mild auf Gran Canaria mit Temperaturen um die 20° Celsius. Das ist so manchem vielleicht nicht kuschelig genug, aber doch allemal angenehmer als Schmuddelwetter und eisige Winde. Jedenfalls für die Meisten!
Vor allem der Süden der Insel mit der Costa Canaria gehört zu den Lieblingszielen der Deutschen – mit Sonne satt, Hotels und Ferienwohnungen aller Kategorien, lecker Essen und karibischen Cocktails, feinsandigen hellen Stränden am glasklaren Atlantik, Unterhaltung und Animation für die, die es brauchen. Dieser Küstenstrich ist von Bahía Feliz im Osten bis Pasito Blanco im Westen durchgängig bebaut. Weiter im Westen erstreckt sich die Costa Morgán – dort wird es ruhiger und landestypischer.
Bereits um das Jahr 500 vor unserer Zeitrechnung soll Gran Canaria bewohnt gewesen sein. Die Ureinwohner – als Guanchen bekannt – sollen den Weg von Nordafrika auf die Insel gefunden haben. Sie lebten sehr primitiv, vor allem in Höhlen oder Hütten aus Feldsteinen mit einem Dach aus Zweigen. Man mag es kaum glauben: Die Bewohner des alten Ägypten hatten schon zwei Jahrtausende(!) vorher die riesigen mathematisch präzise geplanten Pyramiden von Gizeh errichtet.
Richtig entdeckt wurden die Kanaren im 14. Jahrhundert von Seefahrern aus dem Mittelmeerraum. Damit endete aber auch das bislang friedliche Leben der etwa 30 000 Guanchen auf Gran Canaria. Italiener, Portugiesen und Katalanen entsandten ihre Schiffe auf die Inseln. Es war der König von Kastilien, der Pedro de Vera auf die Insel schickte, um sie zu erobern.
Im Jahre 1483 gelang ihm das – trotz des erbitterten und fünf Jahre währenden Widerstandes der Ureinwohner. Viele von ihnen wurden getötet oder begangen lieber Selbstmord, als sich den Spaniern zu ergeben. Die Überlebenden wurden versklavt und mussten zum Christentum konvertieren. Das Volk der Guanchen starb schließlich aus.
Pedro de Vera gründete im Norden der Insel, an der Flussmündung des Guiniguada, die Stadt Real de las Palmas – das heutige Las Palmas de Gran Canaria – als Hauptstadt mit heute rund 400 000 Einwohnern. Sie avancierte zum Verwaltungszentrum der Kanaren mit dem Tribunal der heiligen Inquisition, dem königlichen Gerichtshof und dem Bischofsamt der Kanaren.
Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Gran Canaria als Erholungszentrum für Touristen und Kranke beliebt. Aus diesem Grund begannen die Schifffahrtsgesellschaften, auf ihren Frachtschiffen spezielle Kabinen für Reisende anzubieten. Und sie setzten sich für die Errichtung von Hotels auf der Insel ein.
Das „Santa Catalina“ in Las Palmas de Gran Canaria empfing schon 1890 die ersten Gäste. Es ist übrigens das einzige noch heute geöffnete Hotel aus jener Anfangszeit des Tourismus. Die Altstadt von Las Palmas nennt sich Vegueta und gilt als die älteste Kolonialstadt Spaniens. Auch nach 500 Jahren spürt man hier die einstige Pracht und den Charme der Gründerjahre. Die Catedral de Santa Ana an der gleichnamigen Plaza dominiert die Altstadt, deren von Jugendstilhäusern gesäumte Flaniermeile Calle Mayor de Triane mit kleinen Boutiquen und Cafés zum Bummeln einlädt. Besondere lukullische Genüsse verspricht das antike Stadtpalais Montesdeoca.
Doch die meisten Urlauber zieht es in den Süden der Insel mit einer Fülle von Hotels und Resorts, vor allem in Playa del Ingles, Maspalomas, Meloneras sowie Puerto Rico, einer terrassenförmig in den Hang gebauten Hotelstadt mit Wassersportzentrum. In diesen Orten geht es meist lebhaft zu. Die lockenden Rufe der Animateure und Diskomusik, oft bis in die Nachtstunden, sind nicht zu überhören.
Aber es wird auch viel geboten, bis zur Rundum-Versorgung der Touristen auf hohem Niveau. Man schaue sich nur mal die grandiosen Abendbuffets an, mit allem, was das Herz begehrt. Wassersportler können sich mit Schnorcheln, Tauchen, Surfen, Bananaboot- und Jetski-Fahrten vergnügen. Zum Baden und Sonnen laden kilometerlange Sandstrände und idyllische kleine Badebuchten ein.
Wer es beschaulicher, authentischer mag, sollte sich noch weiter westlich orientieren. Dort liegt der kleine Badeort Puerto de Mogán. Das war einmal ein Fischerdorf, das stilgetreu ausgebaut wurde. Kleine farbenfrohe Häuser, Cafés und Restaurants, Lädchen und Boutiquen reihen sich in malerischen Gassen aneinander. Das Dorf liegt an einem Steilhang und an einer Bucht mit Badestrand. Vom Ort führen kleine Wasserläufe zum Hafen. Deshalb wird Mogán auch als „Klein Venedig“ bezeichnet.
Doch Gran Canaria besteht nicht nur aus Küste. Wer die Insel wirklich kennenlernen will, muss auch mal in ihre Mitte fahren. Dort reckt sich die Bergwelt 2000 Meter hoch in den Himmel. Bizarre Schluchten, subtropische Gärten mit Steilhängen mit Palmen, Agaven und großen Kakteen verleihen dieser Region ihren besonderen Charakter. Wer im Januar oder Februar die Gegend bereist, wird von einem Meer aus Mandelblüten in dieser wilden Landschaft überrascht. Und wer im Sommer in die Berge fährt, wird auch überrascht: Hier kann es schon mal 20° Celsius kühler sein als am Meer!