Florida Keys, Florida, USA (MaDeRe). Parallel zum Golfstrom erstreckt sich die langgezogene Inselgruppe weit hinein in den Golf von Mexiko.
„Delfine sind auch nur Menschen!“ Sylvia weiß, wovon sie spricht. Seit vielen Jahren ist sie als „Delfinflüsterin“ immer weiter in die seelischen Tiefen der intelligenten Meeresbewohner vorgedrungen. Jener einstigen Landsäugetiere, die die Evolution, vergleichbar den Walen, in das feuchte Element zurück beorderte. Lucky ist eines der vier ihr anvertrauten Tiere in Hawks Cay auf den Florida Keys. Voller Lebenslust erhebt es sich mit Hilfe seiner heftig rotierenden Schwanzflosse aus dem Wasser und führt, zurück an der frischen Luft, mit seinem spiegelglatten elastischen Körper einen ausgelassenen Freudentanz auf.
Heilende Energie
Doch dann geschieht das Unglaubliche. Denn schon wenige Sekunden später zeigt sich Lucky knapp über der Wasseroberfläche auf Augenhöhe mit einem der zweibeinigen Besucher in seinem großzügig bemessenen Areal. Bereit zu einem Kuss von Säuger zu Säuger, wenn auch leicht abgekühlt unter den Vorgaben der karibischen Wassertemperatur. Sollte es tatsächlich so sein, wie manche Verhaltensforscher behaupten, dass „Delphine uns direkt ins Herz schauen“? Und dabei, „ausgestattet mit heilender Energie“, diese auf Menschen zu übertragen vermögen? Zumindest in dieser emotionalen Ausnahmesituation kein abwegiger Gedanke.
Ein erstes Inselabenteuer, das neugierig macht. Denn in dem Inselparadies der Florida Keys reiht sich eine Inselwelt an die andere. Wie eine riesige Perlenkette von Key Largo bis Key West. Früher über mehrere hundert Kilometer hinweg verbunden durch eine Eisenbahnlinie, deren Stützpfeiler aus Beton bis heute wie stabile Stümpfe aus dem Wasser herausragen, seit diese bereits vor Jahrzehnten einem karibischen Hurrikan zum Opfer fiel. So trat eine mit unzähligen Brücken gespickte Autostraße ihre Nachfolge an. Die berühmteste unter ihnen die legendäre „Sieben-Meilen-Brücke“, die in schwungvoller Eleganz die weiteste Landlücke in Richtung Westen überwindet. Und jeder Zwischenstopp auf dem Weg dorthin versehen mit einer neuen Überraschung.
Fluoreszierendes Blau
So zum Beispiel im John Pennekamp Coral Reef State Park bei Key Largo. Seinerzeit der erste Unterwasser-Park der Vereinigten Staaten, bietet der State Park mit seinen Mangrovensümpfen und Korallenriffen eine farbenprächtige Spielwiese für erlebnis- und sonnenhungrige Besucher. Denn hier tummelt sich alles, was die Florida Keys an Unterwasser-Lebewesen zu bieten haben. Kritisch beäugt ein wachsamer Barrakuda die für ihn rätselhafte Gestalt, die mit ihrer Schnorchel-Ausrüstung von der Bootstreppe herab ins Wasser steigt, um das angenehm temperierte feuchte Element zu ergründen.
Für ihn lediglich blauer Alltag, für den Schnorchel-Enthusiasten hingegen eine Offenbarung. Wenn er sich inmitten leicht in der Strömung schaukelnder Weichkorallen plötzlich umgeben sieht von einem unvermittelt auftauchenden Fischschwarm. Bestehend aus nahezu hundert dunkelblauen Paletten-Doktorfischen, die sich beim Abgrasen ihrer Unterwasser-Weide nicht aus der Ruhe bringen lassen. In fluoreszierendem Hellblau leuchten ihre Flossenränder im Gegenlicht der Sonne, wenn sie im Gleichklang der Bewegung ihren Weideplatz wechseln.
Illusion im Haifischbecken
Eine andere Art der Begegnung mit der karibischen Unterwasserwelt vermittelt das „Keys Aquarium Encounters“ in Marathon. Gerade erst eröffnet, bietet es die Gelegenheit, nicht nur mit den bunten Rifffischen sondern auch mit Rochen und mehreren Arten von Haien auf Tuchfühlung zu gehen. Mit der neuen Tauchtechnologie des Snuba-Diving, einer genialen Mischung aus Snorkeling und Scuba Diving. So können sich selbst Besucher ohne Taucherfahrung hinter einer Glasscheibe mit Hilfe langer Luftschläuche der Illusion hingeben, sich unmittelbar im Haifischbecken zu befinden. Für viele besonders während der Fütterung durch Museumsbegleiterin Dani ein Schlüsselerlebnis im Vergleich zu vorangegangenen Aquariumserfahrungen.
Doch auch im Umgang mit Rochen zeigt sich Dani bestens vertraut. Beherzt steigt sie mit ihrem schwarzen Neopren-Anzug hinein in das riesige Flachbecken, in dem es von Stachelrochen nur so wimmelt. Eine Box voller Fische führt sie mit sich, dazu geeignet, interessierte Besucher in die Kunst des sachgemäßen Rochenfütterns einzuführen: das Ende des Futter-Fisches fest in der Hand und den Daumen aus Sicherheitsgründen fest um die anderen Finger geschlungen. Ein Supervergnügen, wenn die Tiere wie dunkle Schatten mit flügelgleichen Flossenschlägen heran gleiten, um sich mit einem sanften Ruck ihre kleine Zwischenmahlzeit abzuholen.
Schildkröten-Hospital
Eine Institution mit bereits längerer Tradition ist das Schildkröten-Hospital von Marathon. Immer wieder kommt es vor, so die engagierte Managerin Bette Zirkelbach, dass knapp unter der Wasseroberfläche dahin gleitende Meeresschildkröten die unliebsame Bekanntschaft mit Schiffspropellern machen, die nicht nur auf ihrem Panzer sichtbare Spuren hinterlassen. Solche Tiere werden hierher ins Hospital gebracht, um sie der Hilfe des renommierten Tiermediziners Dr. Doug Mader anzuvertrauen.
Joe ist eines dieser bedauernswerten Tiere, das kürzlich ganz in der Nähe aufgefunden wurde. Verwundet am Kopf und am Panzer durch den harten Zusammenprall mit einem Boot, wurde die Karettschildkröte sogleich geröntgt und medizinisch versorgt. Nun wartet sie unter strenger Diät und immer noch am Tropf in einem blauen Plastikbassin auf bessere Tage. Über Joe’s Geschlecht, so erklärt Bette, ist bisher noch nichts bekannt. Das entscheidet sich, seltsam genug, erst nach ungefähr zwanzig Lebensjahren und könnte hier vielleicht sogar eine Namensänderung nach sich ziehen.
Unterwasser-Musikfestival
Zu einem Höhepunkt des maritimen Lebens auf den Florida Keys entfaltet sich alljährlich das Unterwasser-Musikfestival. Noch während eine ganze Armada von Booten in Richtung Kuba ablegt, ist für nicht Eingeweihte unklar, wie das funktionieren soll. Kurz vor dem Golfstrom wirft die kleine Flotte aus Tauchbooten am Looe Key Reef Anker, und allmählich lichtet sich der Schleier des Geheimnisvollen. Denn nirgendwo erscheint eine Band, der unter Wasser die Blasinstrumente volllaufen könnten. Vielmehr befindet sich die Quelle der heißen Meeresrhythmen direkt unter dem Tauchboot, von wo aus ein Lautsprecher das tropische Unterwasser-Leben musikalisch bereichert.
Blickfang ist zweifellos die charmante Unterwasser-Nixe Samantha, die sich gelassen auf ihren Auftritt vorbereitet. Schon umhüllt ihr roséfarben glitzerndes Unterwasserkostüm ihren makellosen Körper, und selbst die einem Delphin nachempfundene Schwanzflosse sitzt wie angegossen. Minuten später schon erfreut sie dann mit dem Anblick ihrer märchenhaften Erscheinung auch die um sie gescharten Taucher am Boden des Riffs.
Thunfisch-Häppchen
Meerwasser zehrt. Das weiß auch Barbara Abdow, Chefin des „Sundowners“-Restaurants in Key Largo. Barb, wie sie sich nennt, ist darauf spezialisiert, nicht nur hungrige Wassersportler mit maritimer Küche zu verwöhnen. Mit Gerichten, die sie wegen der lokalen Herkunft ihrer Produkte und deren unnachahmlicher Zubereitung längst auf den gesamten Keys berühmt gemacht haben.
Zum Beispiel ihr „Tuna Poke“ als Vorspeise, bei dem sie ein frisches Thunfisch-Filetstück zu Würfeln zerteilt und sodann veredelt mit einem Dressing aus Sesamöl, Sojasoße, Sesamsamen und abschließend einem Hauch von Limonensaft. Mit dem Ergebnis eines unaufdringlich pikanten Fischgeschmacks, das bereits Eingang gefunden hat in ein Key-Kochbuch mit den berühmtesten Spezialitäten der Karibik. Oder als Hauptspeise ihr frisch marinierter und dann in der Pfanne gebratener Gelbschwanz-Snapper, vorsichtig abgeschmeckt mit einem Hauch von Knoblauchbutter – ein nicht weniger intensives Geschmackserlebnis.
Rum-Imperium
Eine Legende der Florida Keys ist auch Paul Menta aus Key West. Als Chef der „Legal Rum Distillery“ versteht er sich nicht nur darauf, eine ganze Palette von edlem Hochprozentigem zu destillieren. Auch weiß niemand so gut wie er, die Geschichte des Rums in diesem Teil der Welt anschaulich und packend zu erzählen. Besonders die aufgewühlte Zeit der Prohibition, als Mafia-Boss Al Capone den Alkohol-Schmuggel in dieser Region überwachte, wobei, gleichsam als Nebenprodukt, zahlreiche Leichen seinen Weg pflasterten.
Als mit dem Ende der Prohibition für die Rum-Produktion wieder grünes Licht aufleuchtete, so Paul weiter, gab es hier in Key West kein Halten mehr. In dieser Zeit liegen auch die Wurzeln seiner „Legal Distillery“, die er heute mit ganzem Einsatz betreibt. Faszinierend, ihm während des Rundgangs durch sein ansehnliches Rum-Imperium zu lauschen und sich von ihm höchstpersönlich in seine kleinen Betriebsgeheimnisse einführen zu lassen.
Sunset Celebration
Sobald sich jedoch die Dämmerung ankündigt über Key West, ist es Zeit für die legendäre Sunset Celebration auf dem Mallory Square. Dieser gibt, über die Hafenanlage von Key West hinweg, den Blick frei auf den im Spiel von Wolken und Sonnenlicht sich in karibischer Dramatik präsentierenden Abendhimmel. Zugleich ist dies der Ort, an dem allabendlich das Kulturleben in Form eines amüsanten Straßenkarnevals um sich greift mit Artisten, Gauklern und Musikern. Ein Eldorado für jeden, der die karibische Leichtigkeit dieses Florida Key-Lebensgefühls schon immer gesucht hat.
So wie einst Ernest Hemingway, der hier in Key West einen Teil seiner Meeresabenteuer zu Papier brachte. Um sich anschließend in Sloppy Joe’s Bar einen Daiquiri zu genehmigen, der inzwischen auf den Florida Keys zum Genussleben fest dazu gehört. Schmeckt dieser eisgekühlte Drink zu fortgeschrittener Stunde nicht ebenso tierisch gut wie der Kuss des Delfins?
Reiseinformationen „Florida Keys“:
Anreise: Bequeme Anreise mit Lufthansa und anderen größeren Fluglinien auf der Direktstrecke von Frankfurt nach Miami, www.lufthansa.com; von dort weiter mit dem Mietauto über Key Largo nach Key West.
Einreise: Reisepass, noch mindestens 6 Monate gültig; Ausdruck des elektronischen Flugtickets; Ausdruck des ESTA-Formulars, spätestens 72 Stunden vor Abflug online beantragen unterhttps://esta.cbp.dhs.gov; Ausdruck des APIS-Formulars der Fluglinie, z.B. online unter „Visa und Einreisedaten“ bei der Lufthansa.
Reisezeit: Ganzjährig; im Sommer jedoch tagsüber in den Städten häufig schwülwarme Temperaturen.
Reiseveranstalter: Die Florida Keys im Programm haben z.B. FTI, www.fti.de und der Nordamerikaspezialist America Unlimited, www.america-unlimited.de.
Unterkunft: Key Largo:Key Largo Bay Marriott Beach Resort, www.marriott.com/hotels; Hawks Cay,www.hawkscay.com; Key West: Key Lime Inn, www.historickeywestinns.com
Essen und Trinken: Key Largo: Key Largo Conch House, www.keylargoconchhouse.com; Sundowners, www.sundownerskeylargo.com; Marathon, The Stuffed Pig, www.thestuffedpig.com; Key West: Latitudes, www.westinsunsetkeycottages.com; Blue Heaven, www.blueheavenkw.com; Sloppy Joe’s Bar: www.sloppyjoes.com
Auskunft: Florida Keys & Key West, Neumarkt 33, 50667 Köln, Tel. 0221-47671214, Fax -15, fla-keys@getitacross.de, www.fla-keys.de
Unterstützungshinweis:
Die Recherche wurde unterstützt vom Tourismusverband Florida Keys.
[…] geht es zum Beitrag Der Kuss des Delfins – Die Meereswelten der Florida Keys von Dr. Bernd […]