Wien, Österreich (MaDeRe). Der Journalist und Schriftstelle Karl Kraus bringt es wie immer aus den Punkt: „Wien hat lauter Wahrzeichen und jeder Wiener fühlt sich als solches.“ Wer Wien besucht ist förmlich erschlagen von der Pracht, der Vielzahl an Sehenswürdigkeiten, Bauten und Geschichten. Augenzwinkernd beschreibt der Kabarettist Karl Farkas die dort Ansässigen: „Wir Wiener blicken vertrauensvoll in unsere Vergangenheit.“ Bei vielen Orten wissen wir sofort: Wien! Bei anderen vielleicht nicht sofort. Eine Reise durch Wien in Bildern. Im achten und finalen Teil wandeln wir auf den Pfaden von Hundertwasser in Wien.
Schon der Name für sich hat klang: Friedensreich Hundertwasser Regentag Dunkelbunt. Bürgerlich hieß er Friedrich Stowasser. Und der Name Hundertwasser ist nicht nur klangvoll, sondern lässt vielerorts die Herzen zahlreicher Fans höher schlagen. Der Maler, Architekt und Umweltschützer trat zeitlebens als Gegner der „geraden Linie“ und jeglicher Standardisierung auf. Seine Architektur hat eine fantasievolle Lebendigkeit und Individualität und bezieht stets die Natur mit ein. Auch in Wien hat er Spuren hinterlassen.
Zum einen ist es das Hundertwasserhaus, eine von 1983 bis 1985 erbaute Wohnhausanlage der Gemeinde Wien im 3. Bezirk. In einem Brief vom 30. November 1977 an den Wiener Bürgermeister Leopold Gratz empfahl Bundeskanzler Bruno Kreisky, Hundertwasser die Möglichkeit zu geben, seine Anliegen im Bereich der Architektur beim Bau eines Wohnhauses umzusetzen. Die Umsetzung war aber nicht einfach, da die Zusammenarbeit zwischen Hundertwasser und Architekt Josef Krawina von Differenzen, vor allem wegen der Bauvorschriften, geprägt war. Obwohl Krawina 1981 das Projekt verließ, sprach ihm der Oberste Gerichtshof eine Miturheberschaft am Gebäude zu.
Das bunte und ungewöhnliche Haus hat in den Gangbereichen unebene Böden und ist üppig begrünt. 1985 wurden ungefähr 250 Bäume und Sträucher gepflanzt, die mittlerweile zu stattlichen Bäumen herangewachsen sind – ein echter Park auf den Dächern des Hauses. Das Haus folgt nicht den üblichen Normen der Architektur. Im Haus befinden sich 52 Wohnungen und vier Geschäftslokale, 16 private und drei gemeinschaftliche Dachterrassen.
Direkt in der Nachbarschaft ist das „Hundertwasser-Village“, das nach Konzepten Hundertwassers 1990/91 realisiert wurde. Hundertwasser selbst sah sich bei diesem Projekt als „Architektur-Doktor“, der bestehende Bausubstanz nicht abreist, sondern verbessert. Das innere ist typisch Hundertwasser recht bunt. Shops und Gastronomie beleben das Objekt. Vor allem durch die Shops, die jede Menge Hundertwasser- und Wien-Souvenirs feil bieten, wirkt hier alles etwas überladen und kommerziell.
Wenige Straßen weiter befindet sich das Museum Hundertwasser und in ihm das Kunst Haus Wien. Dieses Haus wurde 1991 vom Künstler gegründet. Seine Idee: Eine Heimat für sein Werk und dazu Räume für internationale Wechselausstellungen. Die philosophischen und gestalterischen Grundsätze Hundertwasser haben hier bis heute Geltung. Die Sonderausstellungen geben der Fotografie des 20. und 21. Jahrhunderts Raum.