Bamberg, Deutschland (MaDeRe). Frühmorgens legt der weiße „Dampfer“ rückwärts im Hafen der über 1000 Jahre alten Kaiserstadt Bamberg an. Gar nicht weit weg vom historischen Ludwigs- oder Donau-Main-Kanal, dem Vorläufer des modernen großen Bruders in der Innenstadt. Dort, wo heute eine restaurierte mittelalterliche Fischersiedlung liegt, eine Zeile romantischer Fachwerk-Wohnhäuser mit Balkonen und winzigen Vorgärten. „Zwiebeltreter“ werden denn auch die Bamberger wegen ihrer Vorliebe für das Gemüse genannt. Die Siedlung ruht auf Pfählen und wird daher liebevoll „Klein Venedig“ genannt. Nicht nur per Kanu kann man es erkunden, sondern sogar während einer Gondelfahrt.
„Unsere Stadt“, sagt der in einem historischen Kostüm steckende Fremdenführer, „hat sogar das Prädikat ´Venedig Nordbayerns` bekommen, das sie ihrer Wasserstadt verdankt“. Er setzt noch eins drauf, wenn er vom „fränkischen Rom“ spricht, „weil Bamberg wie die Stadt am Tiber auf sieben Hügeln liegt“. Auch wegen ihres Doms Sankt Peter von 1237 mit dem berühmten „Bamberger Reiter“, den Gräbern von drei Heiligen, bedeutenden Christusreliquien und zahllosen Heiligtümern in der Domschatzkammer war sie schon im Mittelalter ein Wallfahrtsziel. Heute für Touristen aus aller Welt.
Die sind aber auch fasziniert einem der größten unversehrt erhalten gebliebenen historischen Altstadtkerne Europas. Das Gesamtkunstwerk mit seinen engen Gassen, mittelalterlichen und barocken Fassaden und verwinkelten Plätzen steht seit 1993 auf der Liste des UNESCO Weltkulturerbes und wird, ein weiteres Prädikat, „Edelstein Deutschlands“ genannt. Romantik schwingt überall mit. Einer ihrer poetischen Protagonisten, E.T.A. Hoffmann, lebte und schrieb hier von 1809 bis 1813 und ließ sich von dem Flair zu Werken wie den biografischen „Lebensansichten des Katers Murr“ inspirieren.
Vielleicht auch im schon legendären Bierparadies „Schlenkerla“, urkundlich erwähnt erstmals 1405, in der Dominikanerstraße. Auch der Dichter schätze Brautradition und handfeste Trinkkultur der Regnitz-Stadt mit 50 ober- und untergärigen Bierspezialitäten. Noch heute wird das überlieferte dunkelbraune „Aecht Rauchbier“, dem irischen Guiness nicht unähnlich, dort ausgeschenkt, passend zur herzhaften fränkischen Küche. „Zur Entstehung des Gebräus“, erzählt der Fremdenführer, „gibt es einige Legenden, so zum Beispiel diese: Bei einem Brand in einer Brauerei soll das gelagerte Malz von Rauch durchströmt worden sein. Der arme Brauer musste das verräucherte Gebräu dennoch verkaufen. Wider Erwarten schmeckte es Vielen so gut, dass es schließlich als eigene Biersorte gebraut wurde“. Auf dem „Schlenkerla“-Bierdeckel liest man denn auch altdeutsch: „Dieweil aber das Gebräu beim ersten Trunk etwas fremd schmecken könnt, lass´ Dir´s nit verdrießen, denn bald wirst Du innehaben, dass der Durst nit nachlässt, sintemalen Dein Wohlbehagen sichtlich zunimmt“.
So eingestimmt ziehe ich mit einem rauchigen Souvenir-Sixpack durch die Gassen und werde mehrfach grinsend angesprochen: „Das ist wohl Wegzehrung, oder was?!“
Ein flüchtiger Tag in der vielgepriesenen Stadt: viel zu kurz und schnell vergangen.
Anmerkung:
Die Recherche wurde von Nicko Cruises unterstützt.