Helsinki, Finnland (MaDeRe). Der Autor dieser Zeilen liebt Skandinavien und fährt seit vielen Jahren immer wieder im Dezember dorthin, um die Weihnachtsmärkte in Stockholm und Helsinki zu besuchen. Auch wenn es viele Reisefreudige aufgrund der Kälte und der Dunkelheit bislang abhält, im Winter nach Skandinavien zu fahren, soll dieser Bericht Anregung sein, diese Vorurteile zu überwinden, den Zauber und das Leuchten im Norden, samt der liebenswürdigen Menschen vor Ort, zu entdecken. In Teil eins von drei Teilen reisen wir von Stockholm mit dem Schiff nach Helsinki und zurück.
Die Anreise
Stockholm wird von zahlreichen Flughäfen in Deutschland angeflogen. Von Billigfluglinien, aber auch von namhaften Airlines. Seit Jahren haben wir gute Erfahrung mit Lufthansa gemacht, sind von München oder Frankfurt geflogen. Wer früh morgens fliegt, dem können wir die Anreise am Vorabend und das Hotel Mövenpick Flughafen München in Hallbergmoos empfehlen – schöne Zimmer und ein tolles Frühstücksbüffet.
Die meisten Airlines steuern den internationalen Flughafen „Arlanda“ an, der einige Kilometer außerhalb der Stadt liegt. Vom Flughafen kommt man mit dem Zug (Pendeltåg von Sky City nach Stockholm City), dem Bus (Flygbussarna) oder schneller und teurer mit dem Schnellzug (Arlanda Express) sowie dem Taxi in die Stadt. In der Regel dauert das zwischen 18 (Schnellzug) und 60 Minuten (Pendeltåg) und kostet zwischen rund 13 (Bus) und 70 Euro (Taxi).
Minikreuzfahrt nach Helsinki
Wir fliegen bewusst nicht nach Helsinki, sondern nach Stockholm. So gehört für uns die Reise von Hauptstadt zu Hauptstadt schon zum Urlaub. Die Silja Line, die zur Reederei „Tallink“ gehört, bietet sogenannte Minikreuzfahrten an. Die Schwesterschiffe Silja Symphony und Silja Serenade fahren jeden Abend gleichzeitig los – die eine in Helsinki und die andere in Stockholm. So kann man einfach mit einem Schiff über Nacht in die andere Stadt gelangen, seine Sachen in der Kabine lassen und am Abend die Rückfahrt antreten. Das ist als „Minikreuzfahrt“ einfach zu buchen. Die Silja-Schiffe liegen in Värtahamnen und sind mit der U-Bahn (T-Bana) vom Hauptbahnhof (T-Centralen) gut zu erreichen – rote Linie Richtung „Ropsten“, Haltestelle „Gärdet“. Von dort ist der kurze Fußweg ausgeschildert.
Wir gehen an Bord der Silja Symphony und beziehen eine recht geräumige Deluxe-Kabine. In einfacheren Kabinen finden bis zu vier Personen Platz, in Stockbetten. In die Deluxe-Kabine passen zwei, aber in einem Doppelbett und die Kabine bietet auch mehr Raum, eine inkludierte Minibar sowie ein Spezial-Frühstück. Die Vorab-Buchung von Mahlzeiten spart ein wenig Geld und sichert einen Platz. Wenn das Frühstück nicht ohnehin schon enthalten ist, bietet sich die Buchung eines Mahlzeitenpakets an, dann sind zwei Mal das Abendessen und das Frühstück im Büffetrestaurant enthalten. Beim Abendessen gehören auch Softdrinks, Bier und Wein zum Büffet.
Das Schiff bietet für ein „Fährschiff“ einen beeindruckenden Komfort: Wellness, Unterhaltungsprogramme, Einkaufsmöglichkeiten und eine Vielzahl an Restaurants. Beeindruckend ist im Herzen des Schiffes die 142 Meter lange glasüberdachte Promenade. Das Schiff nahm am 31. Mai 1991 den Betrieb zwischen Helsinki und Stockholm auf und damals waren Silja Symphony und das Schwesterschiff Silja Serenade bei der Indienststellung die größten Kreuzfahrtfähren der Welt. 203 Meter Länge und 31,5 Meter Breite misst das Schiff, es kann 450 Autos und über 2.800 Passagiere aufnehmen.
Wir genießen das Ablegen und die Fahrt durch die Schären, flanieren durch die Shops sowie den Duty-Free-Bereich, lassen uns das üppige Weihnachtsbüffet schmecken und genießen während des Showprogramms einen Cocktail im Tanz- und Showpalast „Starlight“. Am nächsten Morgen, nach Frühstück und Ankunft, geht es hinein nach Helsinki.
Helsinki
Die Hauptstadt Finnlands wurde unter dem schwedischen Namen Helsinge fors im Jahr 1550 während der Zugehörigkeit Finnlands zu Schweden gegründet, blieb aber lange unbedeutend. Kurz nachdem Finnland unter russische Herrschaft gekommen war, wurde Helsingfors 1812 zur Hauptstadt des neugegründeten Großfürstentums Finnland und löste so Åbo (finnisch Turku) als wichtigste Stadt des Landes ab. Der Name Helsinki wurde erst ab 1819 gebräuchlich und seit 1917 ist Helsinki Hauptstadt des unabhängigen Finnlands. Die Silja Symphony liegt von 10:30 bis 17:00 Uhr am Olympia Terminal und somit fast in der Stadtmitte. 10 Minuten straffen Fußmarsches bringen einen zur Esplanadi, dem zentralen Prachtboulevard. Das nun folgende Programm ist in der Liegezeit ohne großen Stress möglich und als chronologisch-geografische sortierte Anregung zu verstehen. Der Weg zurück sollte an jeder Stelle innerhalb von 30 Minuten zu schaffen sein. Wir nehmen direkt vor dem Terminal die Straßenbahnlinie 2 Richtung „Länsi-Pasil“ bis zur Station „Hanken“. Von dort sind es nur wenige Schritte zu unserem ersten Ziel.
Temppeliaukion Kirkko
Unabhängig von der eigenen Religion und Spiritualität, ist dieser Ort für uns etwas ganz Besonderes. Die Kirche wurde von den Architekten und Brüdern Timo und Tuomo Suomalainen geplant und 1969 fertiggestellt. Sie wurde in einen Granitfels hineingebaut, durch das Kupferdach mit 180 Fenstern kommt Tageslicht herein. Die fünf bis acht Meter hohen Kirchenwände bestehen aus unbehauenem Fels. Die Kirche hat bis zur Kuppelspitze eine Höhe von 13 Metern. Sie gilt als herausragendes Beispiel für die finnische Architektur der 1960er-Jahre und ist dem späten Expressionismus zuzuordnen.
Lutherinkatu 3, 00100 Helsinki, www.temppeliaukionkirkko.fi
Kamppi-Kapelle – Kapelle des Schweigens
Wir nehmen die Straßenbahn zurück ins Zentrum – bis zur Haltestelle „Lasipalatsi“. Helsinki scheint ein fruchtbarer Ort für ungewöhnliche Kirchen zu sein. Diese befindet sich an der südöstlichen Ecke des Platzes Narinkkatori in der Innenstadt von Helsinki. Die Kapelle wurde von den Architekten Mikko Summanen, Niko Sirola und Kimmo Lintula des Helsinkier Architekturbüros K2S Architects errichtet und 2012 fertiggestellt. Sie war ein Programmteil der World Design Capital Helsinki 2012. Die aus drei verschiedenen Holzarten gebaute Kapelle erreicht eine Höhe von bis zu 11,5 Meter. Im Inneren der Kapelle sind die Wände in Form gefräst. Auf dem Altar befindet sich ein vom Silberschmied Antti Nieminen gefertigtes Kreuz. Die Textilkünstlerin Tiina Uimonen fertigte die Seidenparamente. Bereits vor der Fertigstellung erhielt die Kapelle im Jahr 2010 den International Architecture Award des Chicago Athenaeum. In der Kirche ist es unglaublich still, der Lärm der Stadt wird von den dicken Mauern geschluckt. Durch den Verzicht von religiösen Symbolen, abgesehen von besagtem, schlichten Kreuz, kann hier jeder zur Ruhe kommen. Leider war die Kirche zu unserem Besuch geschlossen und wird es bis auf weiteres aufgrund von Personalmangel wohl sein.
Simonkatu 7, 00100 Helsinki, www.kampinkappeli.fi
Moomin Shop
Die Moomins (im deutschen Mumins) sind von der finnlandschwedischen Schriftstellerin Tove Jansson erfundene, nilpferdartige Trollwesen. Sie leben im idyllischen Mumintal irgendwo in Finnland. Die Mumins und die Snorks haben eine geschätzte Körpergröße von 50 cm, sie haben einen kurzen Pelz, einen buschigen Schwanz und sind gute Schwimmer und Taucher sowie Bootslenker. Die ursprünglichen Mumin-Geschichten – Bücher, Bilderbücher und Comics – erlebten zahlreiche Adaptionen, etwa in Zeichentrick- und Puppenspiel-Serien und in Hörspielen. Wer Fan der putzigen Wesen ist, findet im Einkaufszentrum „Forum“ einen bunten Fan-Shop.
Mannerheimintie 20, 00100 Helsinki
Stockmann
Wenige Schritte weiter steht das mächtige Kaufhaus Stockmann. 1862 gegründet, ist es mit 50.000 Quadratmetern Verkaufsfläche das größte Warenhaus Finnlands und der nordischen Länder. Gründer Georg Franz Heinrich Stockmann stammte aus Ritzerau bei Lübeck. Er kam 1852 nach Finnland und wurde 1859 Geschäftsführer in einem Laden am Senatsplatz. 1862 erwarb er dieses Geschäft und betrieb es dann unter eigenem Namen. Lebensmittel-Enthusiasten sei der Besuch der Lebensmittel-Abteilung im Untergeschoss geraten. Erinnerungen an das KaDeWe in Berlin werden unter Umständen wach.
Aleksanterinkatu 52, 00100 Helsinki, www.stockmann.com
Fazer Café
Vielleicht wird nicht jedem die Schokoladenmarke „Fazer“ etwas gesagt haben, wer jedoch hier war, wird sie nicht wieder vergessen. Das Café befindet sich seit seiner Gründung im Jahr 1891 im Herzen von Helsinki. Es ist weit mehr als ein Café – ein Delikatessengeschäft für außergewöhnlich köstliche Leckereien. Karl Fazer war 18 Jahre alt, als er beschloss, sich seinen Traum zu erfüllen und Konditor zu werden. Dafür musste er bis nach St. Petersburg, Berlin und Paris reisen. Als er am 17. September 1891 nach Helsinki zurückkehrte, eröffnete Karl Fazer ein Café, das bald zum beliebtesten der Stadt und zum Treffpunkt wurde. Und das ist bis heute so und wenig verwunderlich.
Kluuvikatu 3, 00100 Helsinki, www.fazer.com
Tuomaan Markkinat – der Weihnachtsmarkt
2022 waren es fast 90 Kunsthandwerker und Kleinproduzenten sowie mehr als 20 Delikatessenverkäufer und Café- und Restaurantbetreiber, die den Markt direkt zu Füßen des Domes beschickten. Der älteste traditionelle Weihnachtsmarkt in Helsinki lädt zum Schlendern und Genießen ein, aber Vorsicht mit Alkohol! Da der Verzehr in der Öffentlichkeit eigentlich verboten ist, gibt es einen Bereich, in dem es ausnahmsweise erlaubt ist, also nicht mit der Tasse in der Hand hinauslaufen.
Helsingin tuomiokirkko – der Dom von Helsinki
Der Dom von Helsinki ist die Kathedrale des lutherischen Bistums Helsinki. Die von Carl Ludwig Engel entworfene Kirche liegt erhöht und weithin sichtbar mitten in der Stadt. Der Dom gehört zum zwischen 1820 und 1850 erbauten klassizistischen Zentrum Helsinkis. Carl Ludwig Engel lieferte bereits 1819 die ersten Pläne für den Dom. Der Bau wurde 1830 begonnen und 1852 fertiggestellt. Nachdem Finnland 1917 unabhängig geworden war, wurde der Name in Suurkirkko (Großkirche) geändert, mit der Gründung des Bistums Helsinki 1959 wurde er schließlich zum Dom von Helsinki.
Unioninkatu 29, 00170 Helsinki, www.helsinginseurakunnat.fi
iittala und aarikka
Natürlich darf auch Shopping beim Besuch dieser Stadt nicht zu kurz kommen. Wenige Schritte vom Dom finden wir uns auf der Esplanadi, dem Prachtboulevard der Stadt, wieder. Unzählige Geschäfte und Gastronomie-Betriebe reihen sich hier aneinander. Zwei Firmen repräsentieren für uns das finnische Design ganz besonders. iittala hat durchaus auch bei uns Bekanntheit erreicht. 1881 begann die Firma als Glasfabrik in dem kleinen finnischen Dorf Iittala. Bekanntestes Produkt ist wohl die berühmte Vase von Alvar Aalto. Zum Sortiment gehören aber längst nicht mehr Produkte aus Glas, sondern Bestecke, Kochgeschirr und vieles mehr. Der Flag Ship Store auf der Esplanadi liegt nur wenige Schritte vom Geschäft von aarikka entfernt. Die bei uns weit weniger bekannte Firma, hat sich dem schlichten Design aus Holz verschrieben. Was unter anderem eine Vielzahl zauberhafter Wichtel und Engel im Angebot bedeutet.
iittala: Pohjoisesplanadi 23, 00100 Helsinki, www.iittala.com
aarikka: Pohjoisesplanadi 27, 00100 Helsinki, www.aarikka.com
Uspenskin Katedraali – die Uspenski-Kathedrale
Bevor uns unsere Füße wieder zurück zum Schiff tragen, machen wir noch einen Schlenker zur Uspenski-Kathedrale. In der Silhouette von Helsinki ist sie neben der des Doms klar zu sehen. Ein mächtiger Backsteinbau. Alexei Gornostajew hat sie im russisch-byzantinischen Stil entworfen und 1868 wurde sie geweiht. Die größte orthodoxe Kirche im westlichen Europa hat 13 Kuppeln mit vergoldeten Spitzen und der opulent ausgestattete Innenraum wird von vier massiven Granitsäulen, die die Hauptkuppel tragen, beherrscht. Der Name der Kathedrale stammt übrigens aus dem Russischen und bedeutet Mariä-Entschlafens-Kathedrale. Sie ist nicht nur die Kathedrale der finnisch-orthodoxen Diözese Helsinki, sondern eine der ausgestellten Ikonen gilt sogar als wundertätig.
Kanavakatu 1, 00160 Helsinki, www.hos.fi
Vanha Kauppahalli – die alte Markthalle
Auf dem kürzesten Weg zurück zum Schiff kommt man zwangsläufig an dieser hübschen Markthalle vorbei. Da man praktischerweise vorne hinein- und hinten hinauslaufen kann, kann man seine Wegstrecke einfach hindurch planen und den Blick auf die Leckereien genießen, denn die Vanha Kauppahalli ist die älteste Markt- und Kaufhalle von Helsinki – sie wurde 1888 eröffnet. Hier gibt es an Verkaufsständen bei rund 120 Einzelhändlern Fisch- und Fleisch, Eier, Butter, Käse und Gemüse.
Eteläranta, 00130 Helsinki, www.vanhakauppahalli.fi
Zurück auf die Silja Symphony
Nach wenigen Schritten erreichen wir den Anleger und unser Schiff. Wir entspannen im warmen Wasser der Whirlpools – mit Blick und ganz oben achtern auf das Ablegen und das kleiner werdende Helsinki. Mit Gusto stürzen wir uns erneut aufs Weihnachtsbüffet und lassen den wunderbaren Tag in Helsinki bei einem Bier im Pub des Schiffes ausklingen.
Anmerkung:
Siehe auch die Beiträge
- Kultur und Kulinarik in Stockholm – Serie: Nordische Weihnachtsstimmung (Teil 2/3) und
- Weihnachtsmarkt auf Schwedisch: Julmarknad – Serie: Nordische Weihnachtsstimmung (Teil 3/3) von Daniel M. Grafberger
im MaDeRe.