Belgrad, Serbien, Slavonski Brod, Kroatien (MaDeRe). Die Bus-Ausflügler steuern Slavonski Brod an, eine Stadt im Nordosten Kroatiens am Nordufer der Save, die die Grenze zu Bosnien-Herzegowina bildet. Touristisches Zugpferd ist hier die zwischen 1715 und 1780 auf Erlass von Eugen von Savoyen aus Ziegelsteinen erbaute barocke, ehemals kaiserlich-königliche Festung Brod. Eine sternförmige strategische Anlage zwischen dem Osmanischen Reich und Österreich-Ungarn. 4000 Soldaten und 150 Kanonen sicherten die drei durch Wassergräben zusätzlich geschützten Verteidigungslinien. Zwischen 1945 und 1991 logierte hier die Jugoslawische Volksarmee. An dieser markanten Schnittstelle von Zeiten, Religionen und Kulturen könnte der Geschichtsbezug nicht deutlicher sein.
Viele Dörfer, die unterwegs passiert werden, wirken trostlos und verlassen. Ihre arbeitsfähigen Bewohner haben ihnen den Rücken gekehrt, um in Österreich und Deutschland ihr Glück zu suchen.
Bis zum Landgangsende bietet sich eine reizvolle Alternative an: ein Deichspaziergang mit weitem Blick über das fruchtbare Ackerland. Die kleinen Höfe mit ihren archaischen Ziehbrunnen und beschaulichem Leben kann man von hier quasi aus der Vogelperspektive betrachten. Lärchen tirilieren in der Höhe, von einer Wiese hört man das Klappern eines Storches, aus dem Uferdickicht fliegt ein Seeadler auf.
Am frühen Nachmittag gibt der ukrainische Kapitän Synyakov die Order zum Ablegen. Von seinem Außenfahrstand dreht er die Prinzessin sanft auf dem Teller, bis der Bug zu Tal gerichtet ist. Zupanja adé!
Links und rechts säumt die stark gewundene Save ein dichter Grüngürtel, aus dem es zwitschert, krächzt und kräht. Baumstämme trudeln in dem von Sedimenten braun gefärbten Wasser. Leider klammert sich auch viel Plastikabfall an das für die Schiffschrauben gefährlichen Treibholz. Man ist versucht, an den Amazonas zu denken. Nur eben verlegt auf den Balkan.