Stralsund, Deutschland (MaDeRe). Als der aus DDR-Zeiten übrig gebliebene Wachtturm bei Niederneuendorf an der Oberhavel in Sicht kommt, werden bei einem Passagier Erinnerungen wach: „Da musste ich als junger Bengel dienen. Zur Marine ließ man mich nicht“. Er meint seine damalige Einheit, die mit ihren schnellen Booten die „Staatsgrenze West“ auf dem Wasser „schützte“. Zum „Trost“ für ihn: in Marine-Uniform. Neben der Einfahrt in den Oder-Havel-Kanal bei Hennigsdorf deuten noch versenkte Schleppkähne darauf hin, dass das Ufer des Sees, der an den Berliner Stadtteil Heiligensee grenzt, bis zur Wende blockiert war.
Zwischen Brötchen und einem Schluck Kaffee informiert der Kapitän seine Gäste: „Wie Sie sicher schon bemerkt haben, meine Damen und Herren: Nur wenige Weltstädte haben ein so ausgedehntes wasserreiches Netz von Seen, Flüssen und Kanälen wie Berlin. Die Havel ist nach der Spree der zweitwichtigste natürliche Wasserlauf der Stadt. Wegen ihrer zahlreichen seenartigen Erweiterungen nannte man den Fluss altnorddeutsch ´Haf`, was soviel wie ´See` bedeutet.“ Wir hören weiter, dass der von 1909 bis 1914 gebaute 56 Kilometer lange Oder-Havel-Kanal, in den wir einlaufen, früher die wichtigste Großschifffahrts-Verbindung zwischen Berlin und Stettin war. Der Mann am Ruder kennt das Revier wie seine Westentasche und so manche Anekdote aus seiner Zeit als Tanker-Kapitän. Der letzte, benannt nach seiner Tochter ULRIKE, gehörte ihm. Bis ihn die Flusskreuzfahrt lockte.