Hamburg, Deutschland (MaDeRe). Auf historischer Fahrtroute durch Kattegat und Skagerrak verbindet die „MS Astor“ Ostsee und Nordsee.
Mit ihren dicken Bäuchen strotzten die alten Hansekoggen vor Selbstbewusstsein. Standen sie doch symbolisch für den Reichtum im nördlichen Europa, der sich unter dem Schutz des Hanse-Bündnisses beständig vermehrte. Ihnen gegenüber, so weiß es nicht nur die Legende, standen die gefürchteten Vitalienbrüder um Klaus Störtebeker, die den Koggen auflauerten, um sich deren Ladung als fette Beute selbst einzuverleiben.
An diese blutigen Auseinandersetzungen erinnert noch heute die traditionelle Schifffahrtsroute von der Ostsee hinüber zur Nordsee als der in jenen wirren Zeiten am meisten befahrene Seeweg Nordeuropas. Sein Ausgangspunkt war Wismar, von wo aus er durch die Inselwelt des Kattegats hinauf führte zum Skagerrak an der Nordspitze Dänemarks. Und schließlich durch die Nordsee und die Elbmündung hinunter nach Hamburg. Normalerweise war dies eine überschaubare Fahrtroute, die es wegen der von den Piraten verursachten Tücken und Gefahren jedoch in sich hatte.
Hansestädte als Welterbe
Dieser alte Seeweg wurde im Verlauf der Jahrhunderte jedoch nicht nur weiter genutzt, sondern entsprechend den jeweiligen technischen Möglichkeiten auch weiter ausgebaut. Davon profitieren die heutigen Reisenden, die sich nun auf ihre angestrebten Reiseziele konzentrieren können statt ausschließlich auf ihre Sicherheit und Unversehrtheit. So spannt sich auch heute der Bogen des neuen Reiseabenteuers von der Hansestadt Wismar bis hin zur Hansestadt Hamburg, die sich beide wegen ihrer kulturellen Vorzüge inzwischen sogar als „Welterbe“ bezeichnen dürfen.
Natürlich haben sich im Verlauf der Zeit auch die Schiffstypen verändert, die auf dieser Route das Meerwasser durchpflügen. Eines von ihnen ist die „MS Astor“, eine ältere Dame mit Erfahrung, die offensichtlich weiß, worauf es ankommt. Neben einer modernisierten Ausstattung bietet sie vor allem den Vorteil einer überschaubaren Größe, die manchem heutigen Ozeanriesen offensichtlich abhandengekommen ist. Schon heißt es „Leinen los!“, und unter den Abschiedsklängen eines Shanty-Chors verschwindet die Wismarer Nikolaikirche als imponierendes Zeugnis gotischer Backsteinarchitektur im zarten Schleier des Küstennebels.
Skandinavische Atmosphäre
Die Tagesetappen sind überschaubar. So ist am nächsten Morgen bereits das südschwedische Malmö in Sicht. Eine Küstenstadt, die sich nicht nur wegen ihrer historischen Schlossanlage sehen lassen kann. Allerdings war es dieses Mal nicht die Hanse, sondern vor allem das dänische Königshaus, das der Küstenstadt zu ihrer prächtigen Altstadt-Architektur verhalf. Denn irgendwann hatten die dänischen Könige große Teile Südschwedens ihrem eigenen Herrschaftsbereich zugeschlagen und diese machtpolitische Stellung auch lange Zeit behaupten können.
Ähnlich erging es auch der Stadt Göteborg. Bezaubernd präsentiert sie gepflegte Bauwerke aus unterschiedlichen Stilepochen und hat sich in der Altstadt ihre wohnliche Tradition bewahrt. Wie beispielsweise im Café Husaren, in dem “die größten Zimtschnecken der Welt“ für Probleme beim Verzehr sorgen. Auch nahe gelegene Küstenstädtchen wie Klädesholmen versprühen mit ihren weißen Holzhäuschen unter strahlend blauem Himmel eine unverwechselbare skandinavische Atmosphäre.
Mächtige Festungsanlage
Romantisch und wehrhaft zugleich zeigt sich nach Passieren der norwegischen Staatsgrenze das Städtchen Frederikstad. Unweit des Oslo-Fjords präsentiert es sich gar als eine der mächtigsten Festungsanlagen im gesamten skandinavischen Raum. Sie erbringt, wie bereits der Name verrät, ebenfalls den Beweis für die einstige Vorherrschaft Dänemarks. So verwundert es nicht, dass Norwegen nach langen politischen Wirren erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts seine endgültige staatliche Unabhängigkeit erlangte.
Nach Kristiansand gerät mit dem neuen Kurs der „MS Astor“ in Richtung Süden immer mehr die Hansestadt Hamburg ins Blickfeld. Dabei verwundert es nicht, dass Hamburg als eine der mächtigsten Städte im nordeuropäischen Raum genau weiß, wem es diese Stellung vor allem zu verdanken hat. So feiert man hier mit Hingabe den Hafengeburtstag und inszeniert ihn zugleich als „das schönste Hafenfest der Welt“. Dabei feiert die Stadt natürlich auch sich selbst und erinnert an die Erlangung der Zollfreihat beim Gütertransport auf der Elbe vor 830 Jahren.
Bewunderte Großsegler
Ausgelassene Stimmung liegt über dem Hafenbezirk. Doch dann richtet sich das Interesse auf die bunte Schiffsparade auf der Elbe, die bei den Zuschauern an den Landungsbrücken eine feierliche Atmosphäre hervorruft. Vor allem sind es die Großsegler, die Bewunderung erwecken. Besonders in dem Moment, wenn sie sich in Richtung Elbphilharmonie fortbewegen, deren schmucke Fassade als eine strahlende Kulisse dient.
Endlich kommt er zurück, der Star der diesjährigen Einlaufparade. Es ist die heute unter russischem Kommando stehende „Kruzenshtern“, der einzige heute noch im Einsatz befindliche P-Liner. Einst umrundete er unter dem Namen „Padua“ mit Salpeter beladen die Südspitze Amerikas. So wie auch die „Pamir“ und „Passat“ mit dem legendären P in ihrem Namen.
Vielfältige Schifffahrtstradition
Gerade hat die „Kruzenshtern“ vor den Landungsbrücken festgemacht und lässt sich nun aus der Froschperspektive oder vom Oberdeck des russischen Großseglers „Mir“ aus vortrefflich bewundern. So wie auch all die anderen Modelle einer vielfältigen Schifffahrtstradition, die wie früher die Hansekoggen mit zum wirtschaftlichen Erfolg Europas beitrugen.
Reiseinformationen „Hanse mit MS Astor“:
An- und Abreise: Abreise und Ankunft sind nicht identisch! Mit der Bahn nach Wismar zur Einschiffung; zurück mit der Bahn ab Hamburg; bitte Pass oder Ausweis nicht vergessen!
Reisezeit: Besonders zum Hamburger Hafengeburtstag: 08.-10. Mai 2020; 07.-09. Mai 2021; 06.-08. Mai 2022
Auskunft: Transocean Kreuzfahrten, Rathenaustraße 33,63067 Offenbach, Telefon: 069-800 871650; E-Mail: info@transocean.de; Web: www.transocean.de
Unterstützungshinweis:
Die Recherche wurde unterstützt von Transocean Kreuzfahrten.