Kambodscha (MaDeRe). Nach Angkor mit seinen Tempeltürmen rückt verstärkt die Inselwelt Kambodschas in den Blickpunkt.
Ist Schönheit göttlich? Zumindest scheinen die Götter zu wissen, was schön ist. Denn oft sind sie in ihrer himmlischen Sphäre umgeben von engelgleichen Wesen, die mit körperlichen Vorzügen stets verschwenderisch ausgestattet sind. Vielleicht so wie diese zierlichen Tänzerinnen von Siem Reap? Nahezu schwerelos schweben sie in einem üppigen Tropengarten mit ihren langen Gewändern dahin. Und ziehen dabei mit betörenden Gesichtszügen stets neue bewundernde Blicke auf sich. Ist dies vielleicht schon die dem Himmel entliehene ideale Schönheit?
Die ernüchternde Antwort begegnet nur ein paar Kilometer entfernt an den Tempelwänden von Angkor Wat. Denn dort findet sich das unübertroffene Schönheitsideal, dem sich selbst die Tänzerinnen von Siem Reap von frühester Kindheit an verpflichtet fühlen. Es sind dies die unvergleichlichen Apsaras, die hier in Stein gemeißelt die Jahrhunderte überdauert haben. Sinnlich ihr Mund, grazil ihre Bewegung und erlesen ihre Kleidung. Dazu versehen mit einem monalisahaften Gesichtsausdruck, der als „Lächeln von Angkor“ nicht von dieser Welt zu sein scheint. Sogar ein göttliches Lächeln, das sich an diesem Ort der irdischen Sphäre offenbart?
Nur die Natur bleibt unbeeindruckt von solchen schwärmerischen Erwägungen. Vereinnahmend holt sie sich zurück, was menschliche Kultur ihr einst großflächig abgetrotzt hat. An vorderster Front ihrer Rückeroberungsarmee stehen die Würgefeigen, die gleich Pythonschlangen die alten Mauern und Tempeltürme mit ihren stämmigen Wurzelkrallen umklammern und schließlich zu Fall bringen. So als wollte die Natur sich nicht ein zweites Mal von dieser Stelle vertreiben lassen.