Belgrad, Serbien; Brcko, Bosnien und Herzegowina (MaDeRe). An Backbord kommt Brcko in Sicht, wo am Anleger die Einreiserevision für Bosnien-Herzegowina fällig wird – an der Schengen-Außengrenze der EU. Die Uniformierten sichten und stempeln Pässe, bis das Signal „Freigabe“ kommt.
„Entdecken Sie Brcko individuell bei einem Spaziergang“, empfiehlt das Tagesprogramm. Die 93.000-Einwohner-Stadt ist nicht besonders ansehnlich. Vieles wirkt noch sozialistisch, bis auf das Minarett, das den Markt überragt. Der Muezzin ruft lautstark zum Gebet und erinnert an die osmanische Herrschaft, die sich schon wieder etabliert hat.
Im Verlauf des Bosnien-Krieges in den 1990er Jahren war Brcko, gelegen an einem schmalen Korridor zwischen dem West- und Ostteil der Republik Srpska, sehr umkämpft, wovon noch viele Einschusslöcher zeugen.
Kriegerisch ging es auch schon vorher zu, als im 17. Jahrhundert alle katholischen Kirchen und Klöster von den Osmanen zerstört und die Katholiken vertrieben wurden. Das betraf auch Tolisa, wo man aber 1862 ein neues Franziskanerkloster anlegte und die größte Kirche des Landes baute. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geben sich hier ein Stelldichein, finden die beeindruckten Ausflügler aus Österreich, Deutschland, Norwegen und Luxemburg.
Eine vom Krieg verschonte Brücke – die einzige weit und breit – führt hinüber nach Kroatien. Posten sichern die Zu- und Abfahrt. Als bundesdeutscher Fußgänger wird man hier von den Grenzern ungläubig als Exot betrachtet, aber freundlich mit „guten Tag!“ begrüßt.
Kaiserin Sisi hätte wohl gestaunt über die heutige Situation ihres damaligen Riesenreiches. Sie und ihr Gatte Franz Josef I. flimmern seit dem Nachmittag über das Bordprogramm, dargestellt von Romy Schneider und Karl-Heinz Böhm. Ein dreiteiliger Klassiker noch immer.
Bis der Empfang mit dem Kapitän und das Willkommens-Abendessen die rührselige TV-Romanze unterbrechen.