Kamtschatka, Ochotskisches Meer, Russland (MaDeRe). Erste morgendliche Amtshandlung nach Aufwachen und Blick aus dem Fenster, so paradox es klingen mag: Fernseher einschalten. Über Kanal 7 flimmert die elektronische Seekarte von der Brücke. Die Frage, welche Position das Schiff erreicht hat, beschäftigt uns schon.
Kamtschatka Steuerbord voraus! Mit dieser 1200 Kilometer langen und bis zu 450 Kilometer breiten Halbinsel, so groß wie Deutschland, streckt das russische Riesenreich seinen Arm tief in den Nordpazifik aus, informiert das Reise-Begleitheft. Und: „Da es mit seinen 29 aktiven Vulkanen, heißen Quellen und Geysiren einzigartige Schönheiten birgt, sind Teile Kamtschatkas als Weltnaturerbe anerkannt.“
Neben der Oblykovina-Flussmündung setzen wir unseren Fuß erstmals auf russisch-fernöstliches Festland. Hinter dem Strandwall glauben die Ankömmlinge im seichten Wasser neben springenden Lachsen einen langen grauen Felsrücken zu sichten – oder doch nicht? Lektor und Diplom-Biologe Dr. Eckhard Denker klärt auf: „Gestein steht hier nicht an. Das ist ein gestrandeter Grönland-Wal.“ Allgemeines Staunen. Auch beim Anblick der anscheinend noch bewohnten, aber völlig verkommenen Container-Hütte. Ringsum ein Chaos aus Tonnen, Leinen, Plastik-Müll, ausgenommenen Fischkadavern und Netzen.
Plötzlich steht ein junger Mann im Eingang: „Privjet! Hallo!“ Etwas verlegen lächelnd ob unseres „Überfalls“, bittet er – „pajalsta!“ – in die Unterkunft. Zerwühlte, schmutzige Betten, Kleidung, wacklige Stühle und ein klappriges Tischchen bilden das „Ambiente“. Arnold Schwarzenegger zeigt auf einem Poster seine „Terminator“-Muskeln. In einer Waschschüssel goldgelbe beerengroße Lachseier. Dazu Brot und Tee. Ein köstliches Gastmahl. „Besser als Stör-Kaviar“, findet Bord-Boutique-Verkäuferin Mari Tóruvere aus dem estnischen Tallinn genüsslich kauend. Mancher klemmt einen Dollar-Schein unter seinen Trinkbecher.
Fotoreportagen
Siehe auch die Fotoreportage: Das Ochotskische Meer und die Seelöwen und die Fotoreportage: Auf der „World Discoverer“ im Ochotskischen Meer von Dr. Peer Schmidt-Walther.