Lübeck, Deutschland (MaDeRe). Die aktuelle Internet-Eislagekarte zeigt Rot: das Aufbruchsignal für Fans lautstarker Seefahrt durch die Bottenvik. Wenn der äußerste Nordzipfel der Ostsee alljährlich für mehrere Monate zufriert, müssen sich Frachter krachend zu ihren Bestimmungshäfen in Schweden und Finnland durchboxen. Entgegen jeder Klimahysterie.
Aus dem Nebel schiebt sich verschwommen ein riesiges schwarzes Viereck an den Lübecker Nordlandkai. Die graue Trave wird durch quirlendes Schraubenwasser braun aufgemischt. Leinen fliegen an Land, die Gangway schwebt herab. „Tundraland“ stellt sich der RoRo-Frachter vor. Die schwarze Klappe entpuppt sich als 26 Meter breite Heckrampe.
„Bis 22 Uhr müssen wir auslaufklar sein“, sagt Erster Offizier Jörgen, als wir uns im Schiffsbüro melden, über dem ein Schild mit der Aufschrift „Kreml“ hängt. Schließlich fahre man wie die beiden Schwesterschiffe nach einem festen Fahrplan.
Mit nur 5,5 Knoten Schleichfahrt tastet sich der fast 200 Meter lange Koloss nachts den schleswig-holsteinisch-mecklenburgischen Grenzfluss abwärts. Das Schauspiel kann man auf der jederzeit offenen Brücke hautnah miterleben.