Manaus, Brasilien (MaDeRe). Mos Smartphone macht jetzt die Runde. Auf dem Display ein steiniges Flussbett, das er durchwatet. „Hier die Situation wie alle 15 Jahre bei Barcelos, wo wir eigentlich hin wollten.“ „Aber“, so beruhigt Henryk einige aufgebrachte Gemüter, „wir werden gleichwertige oder sogar noch bessere Alternativen finden.“ Draußen sorgt ein prasselnder zur Regenzeit passender Schauer für Ablenkung. „Das reicht noch nicht für uns“, kommentiert Henryk ironisch das Wettergeschehen, „das theoretisch auch im Verbund mit den Gezeiten für eine zwölf bis 30 Meter hohe Flutwelle sorgen könnte“.
Beim Stadtrundgang in tropischer Hitze zwischen „Teatro Amazonas“ – bekannt nicht nur aus dem Film „Fitzcarraldo“ von 1982, in dem der Dampfer AYAPUA von hunderten Indios über den Berg gezogen wird, mit Klaus Kinski in der Titelrolle – und Mercado Municipal, den historischen gusseisernen Markthallen, ist die Umroutung schnell vergessen.
„Da kommt sie!“, wissen die eingeweihten Wiederholer und meinen die kleine schneeweiße TUMBIRA, die unterhalb des flutgeschützten Hochufers am Flussbahnhof anlegt. Zwischen nostalgischen Liniendampfern – der von Klaus Kinski fährt immer noch – und modernen Schnellbooten bahnt sich die Gruppe durch quirlige Menschenmassen den Weg zum Schiff.
Schnuckelig und mit 24 Metern Länge und drei Decks ist sie leicht überschaubar. Schnell hat die Gruppe sich auf die elf Kabinen verteilt.
Auf dem Sonnendeck spendiert Mo wenig später die ersten eisgekühlten Caipirinhas, stellt die sechsköpfige Crew und sich vor. Stimmung und Zungen lockern sich, und TUMBIRA legt ab. „Erst mal Richtung Osten“, verrät Mo, „denn ich will euch den Zusammenfluss von Amazonas, Solimoes und Rio Negro zeigen“. An den Piers des Handelshafens haben über 260 Meter lange 55.000-Tonnen-Containerschiffe festgemacht, die 2000 Kilometer vom Atlantik bis hierher dampfen können. Ins rund 2000 Kilometer oberhalb liegende peruanische Iquitos gelangen noch respektable 12.000-Tonner.
Insgesamt bringt es der zweitgrößte Fluss der Erde mit dem weltgrößten Süßwasserabfluss auf 6470, unter Einrechnung aller Krümmungen sogar auf respektable 7200 Kilometer, mit 7,5 Millionen Quadratkilometern das größte Fluss-System der Erde. Überwacht von der brasilianischen Marine, die mit einer Flotte von grauen Schiffen das gewaltige Fluss-Meer be- und überwacht. „Hier wird viel geschmuggelt“, weiß Mo, „Drogen, Alkohol, Waffen und Menschen, denn wir grenzen an Bolivien, Peru, Venezuela, Kolumbien, Ecuador, Surinam, und Guayana“.