Jankitscha, Ochotskisches Meer, Russland (MaDeRe). Auf Yankicha wird uns der Boden spürbar heiß unter den Füßen. Aus dem Einsturzkrater, einer Caldera, quellen dicke Dampfschwaden. Höllischer Schwefelgestank kriecht sogar bis in die Klimaanlage der ankernden „World Discoverer“. Das Erkundungsteam prescht per Zodiac voraus. Alles klar! Kapitän Krüß nach der täglichen Wetter- und Positionsmeldung über den Bordlautsprecher: „Bitte stellen Sie sich auf eine nasse Landung ein!“ Also – wie eigentlich immer – Gummistiefel anziehen. Der erste Anlauf am Vormittag ist ausgefallen: Wasserstand zu niedrig, eine Felsbarre zu hoch. Je nach Situation disponieren Krüß und sein Team immer wieder um. „Gerade das“, meint Passagier Friedrich Klein, „macht ja das Besondere an dieser Expeditionsreise aus“. Niemand ist unzufrieden, im Gegenteil. Wenn Plan A nicht klappt, dann kommt eben B zum Zug oder auch C. Für Ersten Offizier Heiko Volz, bisher auf Containerfrachtern befahren, ist das eine Herausforderung: „Langeweile oder Wiederholungen kenne ich hier nicht.“
Für noch mehr Spannung sorgen Expeditionsanlandungen – auf dieser Reise werden es sieben sein – in Gebieten, die niemals zuvor von der „World Discoverer“ und anderen Expeditionsschiffen besucht wurden. „Davor haben wir jedes Mal schon etwas Bammel“, gesteht Michèle, „weil wir nicht wissen, wie´s dort tatsächlich aussieht.“ Auch Wind und Wetter spielen dabei eine gewichtige Rolle. Bisher haben wir – toi, toi, toi! – Glück gehabt: Sonne satt und spiegelglatte See. In diesem ansonsten eher unruhigen Meer nicht gerade eine Selbstverständlichkeit. Wie sich noch zeigen wird. Leider auch verbunden mit ausgefallenen Landgängen. Statt dessen nicht minder prickelnde Ausweichziele.
Heißes Wasser sprudelt überall aus den Erdlöchern von Yankicha. Einige Mutige wälzen sich genüsslich in dem Naturbad. Zum Abkühlen tauchen sie unter in dem nur fünf Grad kalten Salzwasser-Kratersee. Andere, darunter auch Hoteldirektor Mike Böttcher und Empfangsdame Natalya Bondarenko, erklimmen die Flanken mit fantastischer Aussicht über die atemberaubende, zerklüftete Vulkanlandschaft. Dichte, hohe Grasmatten dienen als Hosenbodenrutsche. In kindlicher Freude rauschen sie zu Tal. Ein paar zutrauliche schwarze Polarfüchse am Strand kümmert das wenig. Menschen sind ihnen unbekannt. Die Pelztiere, auf die Dutende von Kameras gerichtet sind, räkeln sich vor ihrem Bau in der Sonne und genießen es sichtlich, im Mittelpunkt zu stehen.
Fotoreportagen
Siehe auch die Fotoreportage: Das Ochotskische Meer und die Seelöwen und die Fotoreportage: Auf der „World Discoverer“ im Ochotskischen Meer von Dr. Peer Schmidt-Walther.