Berlin, Deutschland (MaDeRe). Wer wenig Geld hat und Geduld, der möge „Europa mit dem Zug“ entdecken. Dafür bietet der Lonely-Planet-Verlag das richtige Buch, genauer: einen guten Reiseführer, bei dem es im Untertitel heißt, daß man „entspannt und nachhaltig durch den Kontinent“ reisen könne.
Allerdings werden im jüngst erschienenen Werk von Thom Hall, Imogen Hall und Oliver Smith nur nur sechs Strecken vorgestellt. Wenn das nicht großkotzig ist, was dann?! Die Behauptung, daß Bahnfahren bequem sei, die stimmt wohl nur dann, wenn man in der ersten Klasse reist und das in einem luxuriösen Zug. Doch davon fahren erschreckend wenige. Doch daß es Schienenstränge gibt, die eine schnelles Fahren erlauben und das durch schöne Kultur- und Naturlandschaften, das darf man unbesehen glauben, wenn man durch die rosarote Brille blickt und nicht überall hinguckt. Dort, wo es wirklich schön ist, fahren vor allem Bummelzüge und das ist auch gut so.
Die drei Autoren stellen sechs Hochgeschwindigkeitsstrecken in Wort und Bild vor. Diese stellen die Kapitel dar, die sachlich-nüchtern „Nordost/Südwest“, „Nordwest/Süd“, „Nord/Süd), „West/Ost“, „Nordwest/Südost“ und „Nordwest/Südost“ heißen. Auch diese Bezeichnungen sind ein Topf voll Scheiße. Weder werden Strecken nach Wolgograd angeboten, auch nach Sotchie geht es nicht oder nach Constanta. Murmansk, Archangelsk und Hammerfest sind auch nicht dabei, obwohl ein Reise mit dem Zug von Oslo nach Hammerfest etwas Besonderes ist wie auch die Strecke von Petersburg nach Murmansk. Von Berlin über Prag, Wien, Budapest und Bukarest kommt man auch mit der Bahn bis Constantia.
Für diesen Reiseführer sind anscheinen bestimmte Drehkreuze das A und O. Sie lauten Paris, Mailand, London, Frankfurt am Main, Wien und Zürich. Auf der Strecke von Berlin über Frankfurt am Main, Marseille, Barcelona und Madrid nach Malaga ist halt einer dabei. Daß man auf der Strecke London – Paris – Mailand – Rom in beide Richtungen weit über das Ziel hinausfahren kann, das ist wahr und klar gekennzeichnet. Wie wäre es mit Palermo oder Syrakus auf Sizilien beziehungsweise Penzance in Cornwall oder Inverness in Schottland, auch Alba genannt und geschrieben. Keine Frage: Auf die Abstecher kommt es an, also nix wie weg von den Hochgeschwindigkeitsstrecken.
Auf jeden Fall befinden sich in diesem Buch ein paar nette Anregungen in Wort und Bild. Wat willste bei dem großkotzigen Titel und viele anderen Fehlern samt dem üblichen Geschwätz und Geschmiere von Werbenutten und Trendhuren mehr?!
Wer Geld hat, der gönne sich einen Logenplatz im Whisky-Himmel und fahre mit dem „Royal Scotsman“ durch die Highlands.
Bibliographische Angaben
Tom Hall, Imogen Hall und Oliver Smith, Reihe: Lonely-Planet-Reisebildbände, 260 Seiten, Sprache: Deutsch, Originaltitel: Lonely Planet’s Guide to Train Travel in Europa,. Bindung: bester Einband, Gewicht: 926 g, Format: 17,8 x 24,3 x 2,7 cm, Verlag: MairDuMont, 1. Auflage, 6.9.2022, ISBN: 978-3-8297-3198-0, Preise: 29,95 EUR (Deutschland)