Ein Traum von einem Garten – Zu Besuch bei Foersters in Potsdam

Der Plan zu Haus und Garten am Eingang. © Foto/ BU: Christoph Merten, Ort und Datum der Aufnahme: Potsdam, 11.6.2024

Potsdam, Brandenburg; Berlin, Deutschland (MaDeRe). „Preußisch-Arkadien“: Potsdam schmückte sich mit dem Ehrentitel als Foerster, Vater Astronom, Direktor der Berliner Sternwarte, mit Planeten vertraut wie Karl später mit Pflanzen, 1874 das Licht der Welt erblickte. „Das ganze Eiland soll ein Paradies werden“ verkündet bereits 1664 der Berater des Großen Kurfürsten. Voltaire, zu Gast bei Friedrich genannt der Große, begeistert sich 1750 – mit spitzer Zunge: „Nun bin ich also an der ehemals so wilden Stätte, die heute von den Künsten verschönt, vom Ruhm geadelt ist“ – und als Weltkulturerbe jetzt von der UNESCO.

Ein wenig wild war wohl auch die Stätte – „ein Kartoffelacker“ – welche Foerster am Stadtrand bei Bornim als „genügend große Landfläche“ für eine Staudengärtnerei ausfindig machte und dazu 1912 rund ums Haus, nebenan, den berühmten Schaugarten anlegte. Schon damals weit vom Schuss, jenseits des Exerzierplatzes auf dem Bornstedter Feld gelegen, bleibt sein Wirkungsfeld ein kleines Paradies abseits aller noblen Parks von Potsdam. Ein Garten Eden den er ohne Tiere als unvollendet ansah und alsbald Katzen, Hunden, Schafen, Ziegen, Zwerghühnern, Pfauen – und Tauben eine Heimstatt bot. Für diese weißen Pfauentauben, seine „Taubenwolken“, errichtete der Gartenbaumeister ein eigenes Domizil, wieder belebt seit kurzem, mit Ausflug über dem Teich im „Senkgarten“.

„Morgentau“, eine Züchtung von Foerster, gut platziert auf der Insel. © Foto/ BU: Christoph Merten, Ort und Datum der Aufnahme: Potsdam, 11.6.2024

Der Senkgarten ist wohl der bei Besuchern und Betrachtern beliebteste Teil der rund 5000 qm großen Anlage, gegliedert in sechs Gartenräume. Er gilt als die künstlerisch bedeutendste Partie des Areals, symmetrisch angelegt – und angelehnt an „sunken gardens“ englischer Landhäuser. Karl Foerster, dessen Wirken auf der Insel früh hohe Anerkennung fand, skizziert das Prinzip in „Der Steingarten der sieben Jahreszeiten“ sehr anschaulich. Wir finden es vor seinem Wohnhaus bestens verwirklicht. Steintreppen zwischen unterschiedlich bepflanzten Stufen führen zum eingefassten ovalen Teich mit Uferstauden und Schwertlilien und da wie dort diverse Seerosen. Leicht erhöht entdecken wir Goldranunkeln und Wiesenrauten, Taglilien und Trollblumen, exotischen Bambus, Dahlien, Sonnenhut und Iris sowie natürlich eine Sammlung von Staudensorten – Spezialität des Züchters Karl Foerster, also Helenium, Herbstastern und Herbstchrysanthemen, ebenso Phlox und Rittersporn. Ein Farbrausch an Blütenpracht, dazwischen hoch aufragende Gräser, und entlang den Fugen niedriger Steinmauern zieht sich ein kleinteiliger Blumenteppich. Erstaunlich die Vielfalt an bunten botanischen Gestalten, gut gegliedert, davor kleine Tafeln, die deutsch und lateinisch, namentlich weiterhelfen. Und oft, erfreulich beim Gang durch den Garten, einladende Sitzbänke.

Foersters Lebensmotto auf silberner Stele. © Foto/ BU: Christoph Merten, Ort und Datum der Aufnahme: Potsdam, 11.6.2024

Eine kleine Expedition, auf Schauen aus in Foersters floraler Welt, führt Besucher lehrreich durch die Jahreszeiten. Sie betreten den Garten auf dem „Frühlingsweg“, wo Blüten des Winters, Vorfrühlings und Frühlings sich zeitgemäß schmuck präsentieren. Erst erscheint die Zaubernuss, es folgt der Auftritt Kornelkirsche, dann Seidelbast, Adonisröschen und Blauglöckchen, Krokusse, Tulpen, Narzissen – sind wir im Frühsommer angekommen? Sommer fehlt ja wohl als Thema. Durchs Tor aus Eiben gelangt man zum „Herbstbeet“ mit Astern und Anemonen, Sonnenbraut und jenen spät blühenden Chrysanthemen, denen Foerster besonders zugetan war. Seine erste Neuzüchtung, „Pflanze für intelligente Faule“, es ist ein Gras – wird gerne gezeigt beim Rundgang. Auf ihm geht es in den „Steingarten“, aufgebaut und unterteilt in sieben Bereiche, „sieben Jahreszeiten“ – von Vorfrühling bis Winter. Blaukissen, Sonnenröschen und Ramonda, aha Felsenteller, erzählen die Tafeln. Wir glauben ihnen selbst dort wo wir nicht viel sehen. Schneien wieder herein, sagen wir – zum Spätsommer, erfreuen uns am Farbenspiel mannigfaltiger Gräser. Vielleicht haben wir dann Glück. werden in den „Privatgarten“ geleitet, mit Blick durchs „Fenster“ in der Eiben-Hecke, ein Werk von Marianne Foerster, hinaus auf die Landschaft da draußen.

Nach draußen in den Garten führt aus dem Wohnhaus, Zugang durchs Fenster, auch eine eiserne Treppe, die wir nutzen um hinein zu lugen… Bequemer ist der offizielle Zugang ins 1910/11 im Landhausstil erbaute Domizil der Familie Foerster über die Eingangshalle (mit Treppenhaus) vorne. Dort geht es links in den Wohnraum mit heimeligen Kachelofen, Aussicht zur Stauden-Gärtnerei nebenan, weiter übers Arbeitszimmer mit anschließender Bibliothek, und eher rechts ins Speisezimmer, mit Ausblick in den „Senkgarten“. Durch den angrenzenden Wintergarten kommt man auf die Terrasse. Die große Küche befindet sich im Keller, mit Sonnenlicht vom Garten – und wieder benutzbarer Kochmaschine. In den beiden Obergeschossen liegen Schlafzimmer für Familie sowie Gäste und auch das Musikzimmer. Wilhelm Kempff saß hier am Klavier, er gehörte wie Baumeister Poelzig und Scharoun samt einer Schar von Gartenarchitekten zum Bornimer Kreis, einer lockeren Gesprächsrunde.

Foersters Schreibtisch, z. Zt. Ausstellungsstück im Potsdam Museum. © Foto/ BU: Christoph Merten, Ort und Datum der Aufnahme: Potsdam, 11.6.2024

Wir begegnen manche von Ihnen erneut am Alten Markt, im Potsdam Museum, auf Fotografien der Sonderausstellung zum 150. Geburtstag von Karl Foerster. Hier steht bis Ende September das Schmuckstück aus dem Arbeitszimmer, sein monumentaler Schreibtisch. Altersweise schaut er, besonnt, im Porträt über Schriften aus seinem Lebenswerk. Gemälde seiner Gartenkunst, Schwarz-weiße und farbige Bilder, sowie gut erklärende Schautafeln führen durch „Neue Wege – Neue Gärten“. Ein „Walk of Modern Art“ geleitet uns zu einem seiner Gartenanlagen, für die Öffentlichkeit frei zugänglich, angelegt Ende der 1930er auf der Freundschaftsinsel zwischen Alte und Neue Fahrt der Havel als „Schau- und Sichtungsgarten“. Der bestand zwar nicht lange. aber ab 2001 zur BUGA glänzte mitten in der Stadt das Gartenjuwel erneut. Gut 100.000 Stauden, Farne und Gräser sind Im „Staudengarten“, „Steingarten“ und „Wassergarten“ angepflanzt. Die Suche nach Stauden-Züchtungen von Foerster, die noch auffindbar waren, erbrachte 204 Exemplare: Phloxe in großer Anzahl, Sonnenauge und Palmlilie, Astern und Rittersporne – wie der „Morgentau“ in hellem Blau. In schillerndem Silber erhebt sich davor ein Gedenken an den Gärtner. Sein Motto ist zeitlos: „Wer Träume verwirklichen will / muss wacher sein / und tiefer träumen / als Andere“.

Karl-Foerster-Garten

Adresse: Am Raubfang 7, 14469 Potsdam

Kontakt: +49 (0)331-520936

Heimatseite: foerster-garten.de

Führungen: 14täglich, Preis: 20 Euro)

Anmeldung: unter www.foerster-garten.de/anmeldung

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