Piran auf Punta – eine Altstadt an der Adria, ein slowenisches Kleinod in venezianischem Gewand

Piran in Slowenien.
© 2018, Münzenberg Medien, Foto: Claudio Michele Mancini

Piran, Slowenien (MaDeRe). Piran (früher Pirian) auf der Landzunge Punta an der slowenischen Küste verstehen, das heißt, die Ohren spitzen und zuhören. An stürmischen Tagen schäumt und kracht das Meer so hoch über die mächtigen Felsensperren und Wellenbrechern, dass Muscheln und Steine auf die Promenade geschleudert werden. Durchquert man die Altstadt, hallen die eigenen Schritte in den engen Höfen und Gassen wider, und man kann den eigenen Atem hören. Wenn der Regen auf das Pflaster trommelt, versöhnt das vielstimmige Plätschern und Gurgeln von den Dächern und Rinnen. Die belebende Seeluft, würzig, salzdurchtränkt und mild, strömt in die Lungen.

Piran in Slowenien.
© 2018, Münzenberg Medien, Foto: Claudio Michele Mancini

Im Sommer wird die Landzunge von Badegästen frequentiert -, dann verwandelt sich die asphaltierte Promenade in eine bunte Farborgie. Sonnenschirme Luftmatratzen, Handtüchern und Liegestühle – Menschen frönen der Sonne und dem azurblauen Wasser. Ältere Herrschaften dagegen sitzen derweil unter den weit ausgefahrenen Markisen des Hotels Piran oder den Bistros am Wasser bei Zeitungslektüre. Sollte es kühler werden, wechselt man ins schicke „Café Bar Neptun“, nippt am Caipirinha oder an einem Glas Malvasia.

Dort, wo heute die weißen Marmorplatten des Tartini-Platzes die Hitze reflektieren, dort war früher das Hafenbecken. Und wenn es stürmt, schwappt das Adriawasser über den Stein, als würde das venezianische „Acqua Alta“ den Ort vereinnahmen. Kein Zufall: Vom 13. bis ins 18. Jahrhundert gehörte Piran, genau wie seine Schwesterstädte Izola und Koper, zur Republik Venedig. Zur gleichen Zeit kamen die Habsburger an die Macht. Sie schütteten die heruntergekommene Hafenanlage zu, und verlegten sie so geschickt, dass dort rund um den Platz Regierungsbauten entstehen konnten. Heute ist Piran ein verführerisches Kleinod, das jedem Besucher ein wohlig-anheimelndes Gefühl vermittelt.

Piran in Slowenien.
© 2018, Münzenberg Medien, Foto: Claudio Michele Mancini

Auf dem Altstadthügel thront der Turm der Georgskirche wie eine Miniaturausgabe des Campanile vom Markusplatz. In den Gassen erheben sich Palazzi rot und blau, Spitzbogenfenster und geflügelte Steinlöwen allgegenwärtig. „Beneanka“ (Venezianerin) heißt der berühmteste von ihnen. Genuss und Erholung übertragen sich wie von Zauberhand auf Besucher und Gäste. Kaum jemand, der sich nicht sofort in dieses verkehrsberuhigte Städtchen verliebt. Eine Unzahl von Appartements und Hotels jeden Anspruchs, attraktive Ausflugsziele und Outdoor-Angebote machen Piran zu einem erschwinglichen Urlaubsort.

Auch der historisch ambitionierte Besucher kommt auf seine Kosten. Der imposante Stadtplatz gleicht einem steinernen Bilderbuch. Fassaden mit Fresken, mit Inschriften und Jahreszahlen erzählen die Geschichten von weltlicher Macht und geistlicher Autorität. Kämen plötzlich zwei venezianische Würdenträger in ihren raschelnden Gewändern um die Ecke, niemand würde sich darüber wundern.

Piran in Slowenien.
© 2018, Münzenberg Medien, Foto: Claudio Michele Mancini

Und so kann es passieren, dass plötzlich und unvermittelt eine Gruppe barockgewandter Freunde des berühmten Violinisten Giuseppe Tartini auf dem namensgleichen Platz erscheinen. Es ist eine Hommage an den berühmten Künstler, der 1692 in Piran geboren wurde. Wie schwer der Abschied fällt, wenn der Urlaub zu Ende ist, bemerkt man spätestens beim Koffer packen.

Auch das „profane“ Leben in Piran scheint sich wie ein weicher Kokon um die Menschen zu hüllen. Künstler und Bohemiens, Touristen und Kaufleute treffen sich in Cafes und kleinen Restaurants. In der Altstadt trinkt man Espressi, lümmelt in Korbstühlen, beobachtet das Treiben auf dem Platz und lässt den Herrn im Himmel einen guten Mann sein. Stimmen, Gesten und lautes Lachen verleihen den verwinkelten Gassen und romantischen Plätzen ein ganz besonderes Fluidum. Die Küstenbewohner gelten als „Italiener Sloweniens“ und genauso verhalten sie sich auch. Von hier aus kann man sich wunderbar durch die Altstadt treiben lassen, vorbei an Palazzi mit bröckelndem Putz und kleinen Bars, in denen es nach Kaffee, Knoblauch und Adria riecht.

Anmerkung:

Vorstehender Beitrag von Claudio Michele Mancini wurde unter dem Titel „Piran – slowenisches Kleinod in venezianischem Gewand“ im WELTEXPRESS am 20.5.2018 erstveröffentlicht.

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