Valencia, Spanien (MaDeRe). Die „World Voyager“ ist die Perle der Flotte von Nicko Cruises. Mit dem luxuriösen Expeditionsschiff begeben wir uns auf eine zwölftägige Reise rund um die iberische Halbinsel herum und schließlich hinaus in den Atlantik nach Madeira. Über 2 000 Seemeilen (rund 3 770 km) werden wir auf Atlantik und Mittelmeer sein, sieben Häfen anlaufen und faszinierende Ort besuchen. In Teil 4 erreichen wir den nördlichsten Punkt unserer Reise – Valencia.

Die Ciudad de las Artes y las Ciencias. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme Valencia/Spanien, 04.10.2022

Pünktlich zum Abendessen legen wir in Valencia an. Natürlich nutzen wir den Abend noch für einen Ausflug ins nächtliche Stadtleben, der offizielle Ausflug startet an Tag 6 nach dem Frühstück und bringt uns zu den Highlights der Stadt. Der erste Halt führt uns ins trockengelegte Flussbett des Turia. 1957 sorgte der Fluss für eine Überschwemmung der gesamten Innenstadt, worauf man den Flusslauf in den 1960ern in ein neues, südliches und sicheres Flussbett verlegte.

Auf dem Gelände wechselt die Kunst – zu unserer Zeit gab es Skulpturen von Igor Mitoraj. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Valencia/Spanien, 04.10.2022

Es gab mehrere Überlegungen, was mit dem nun trockenen Flussbett anzufangen sei. Unter anderem war eine Stadtautobahn im Gespräch. 1991 begann der Bau der „Ciudad de las Artes y las Ciencias“, der Stadt der Künste und der Wissenschaften. Entworfen vom spanischen Architekten Santiago Calatrava. In dem kulturellen und architektonischen Gebäude- und Parkkomplex finden sich zahlreiche Einrichtungen wie ein IMAX-3D-Kino, Planetarium und Laserium, ein Wissenschaftsmuseum, das größte Aquarium Europas, eine Oper und ein Musikpalast oder die „Pont de l’Assut de l’Or“, eine Schrägseilbrücke, deren 125 Meter hoher Pylon den höchsten Punkt der Stadt bildet. Die Grünanlage L’Umbracle dient zudem im Sommer als Outdoornachtclub.

Das Opernhaus – wie der gesamte Park von Santiago Calatrava entworfen. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Valencia/Spanien, 04.10.2022
Die Grünanlage L’Umbracle. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Valencia/Spanien, 04.10.2022

Spannend ist, dass das ausgetrocknete Flussbett noch von den alten Brücken überspannt wird. Wie die jahrhundertealte „Pont dels Serrans“, die direkt auf die Torres de Serranos zuläuft. Dieses beeindruckende Stadttor gehört ebenfalls zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt.

Die mächtigen Torres de Serranos. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Valencia/Spanien, 04.10.2022
Von diesem Stadttor hat man einen grandiosen Blick auf die Stadt. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Valencia/Spanien, 04.10.2022

Es wurde in der Zeit von 1392 und 1398 als eines der Haupttore der mittelalterlichen Stadtmauer gebaut. Der Name der Türme geht auf die Region Los Serranos zurück. Die Königswege aus Saragossa und Barcelona passieren diese Region auf dem Weg zu den Torres de Serrano. Zwischen dem 16. und dem 19. Jahrhundert diente das Bauwerk als eines der Gefängnisse der Stadt. Die Türme lassen sich über Treppen leicht, ohne Eintritt erklimmen und man hat einen wunderbaren Blick auf die Altstadt. Von den Türmen aus finden wir unseren Weg durch schmale, bunte Gässchen bis ins Herz der Stadt.

Der Mercado Central ist eine Markthalle im Jugendstil. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Valencia/Spanien, 04.10.2022
Hier reiht sich Stand an Stand. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Valencia/Spanien, 04.10.2022
Und natürlich gibt es die Delikatessen, für die Spanien berühmt ist. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Valencia/Spanien, 04.10.2022

Sehenswert ist hier der „Mercado Central“ (Zentralmarkt). Das Gebäude im valencianischen Jugendstil ist an sich schon einen Blick wert, wer jedoch wie wir auf gutes Essen steht, dem werden hier die Augen übergehen. An zahlreichen Ständen werden frisches Obst und Gemüse angeboten, aber auch die Klassiker der spanischen Feinkost wie Schinken und Salami sind hier in verführerischer Vielfalt und Qualität im Angebot.

Die Seidenbörse von außen. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Valencia/Spanien, 04.10.2022
Und die Seidenbörse von innen. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Valencia/Spanien, 04.10.2022
Das gotische Kreuzgewölbe ist ein Meisterwerk. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Valencia/Spanien, 04.10.2022

Nur wenige Schritte weiter steht die Seidenbörse von Valencia – Lonja de la Seda. Erneut treffen wir auf ein Weltkulturerbe und kein Wunder, bei der erstaunlichen Architektur und Geschichte.

Sie wurde 1469 als Ölmarkt gegründet – nach Vorbild eines ähnlichen Gebäudes in Palma. Der Bau wurde mit der Lieferung der ersten Steine begonnen. Das Datum ist exakt der 15. Februar 1483 und bis 1533 dauerte es dann, bis die Seidenbörse samt des mit Zinnen versehenen Turms und der gotischen Vertragshalle vollendet war. Jahrhundertelang war hier die Seidenbörse. Diese Gebäude aus der Gotik mit der wunderschönen Vertragshalle und dem idyllischen Innenhof sollte man nicht verpassen.

Auf der Rückseite sind die unterschiedlichen Stile und Epochen der Kathedrale gut zu sehen. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Valencia/Spanien, 04.10.2022
Der imposante Altarraum. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Valencia/Spanien, 04.10.2022
Der erste Blick in die Kirche. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Valencia/Spanien, 04.10.2022

Das beste kommt zum Schluss? Eine individuelle Frage, aber die Kathedrale wollen wir nicht verpassen. Zumal sich in ihr der angebliche Heilige Gral befindet. Warum dann die Hollywood-Legende Indiana Jones so aufwendig danach suchte, wo er doch hier ist, darf sich jeder selbst beantworten. Aus dem Film nehmen wir jedoch die Überlegung mit, ob es sich nicht eher um ein schlichteres Gefäß handeln sollte, als das hier ausgestellte. 17,5 Zentimeter ist der Kelch hoch. Interessant ist einzig die Achatschale oben, denn diese ist möglicherweise, laut Historikern, zwar schwer zu datieren, aber wohl doch aus dem Nahen Osten und aus griechisch-römischer Zeit zwischen dem 4. Jahrhundert vor und dem ersten Jahrhundert nach Christus. Salopp zusammengefasst: Der überwiegende Rest ist zusätzliche Ausschmückung, die man eher der Zeit zwischen 12. und 14. Jahrhundert zuordnen muss. Ob diese nun also der Heilige Kelch (zumindest die obere Schale) ist, die Jesus Christus beim letzten Abendmahl mit seinen Jüngern nutzte, darf jeder selbst entscheiden. In der Kathedrale von Valencia befindet er sich seit 1437 und hat dort eine eigene Kapelle. Sowohl Papst Johannes Paul II. als Papst Benedikt XVI. zelebrierten mit ihm eine Messe in der Kathedrale.

Die Kapelle mit dem Heiligen Gral. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Valencia/Spanien, 04.10.2022
Und der Heilige Gral aus der Nähe. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Valencia/Spanien, 04.10.2022
Der Turia-Brunnen auf dem Plaza la Virgen, hinter der Kathedrale. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Valencia/Spanien, 04.10.2022

Die Kathedrale selbst ist, modern gesagt, Patchwork der Geschichte: Einst ein römischer Tempel, der erst zur Kirche, dann zur Moschee umgewandelt wurde und 1237 wieder zur Kirche. Die Bauarbeiten am gegenwärtig existierenden Gebäude im Stil der Gotik begannen im Jahr 1262. In den 1470er-Jahren kam der Einfluss der Renaissance hinzu, später Umbauten in den Stilen des Barock und Klassizismus. Der Turm „El Micalet“, ein achteckiger Glockenturm von 51 Metern Höhe wurde im 14. Jahrhundert an der Stelle eines älteren Turms gebaut.

Laut Guide ist das Cafe de las Horas (Carrer del Comte d’Almodóvar 1) die erste Adresse für ein „Agua de Valencia“, dem heimischen Cocktail aus Orangensaft, Sekt und Wodka. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Valencia/Spanien, 04.10.2022
Hier versagt das Querformat – das mit 107 cm Breite schmalste Haus in der Stadt. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Valencia/Spanien, 04.10.2022
Beste Abendunterhaltung mit dem German Jazz Award-Gewinner Tom Gaebel. © Foto/BU: Daniel M. Grafberger, Aufnahme: Valencia/Spanien, 04.10.2022

Nach reichlich Zeit in Valencia genießen wir im Anschluss an das Abendessen noch eine Besonderheit der Reise, ein Konzert des extra eingeflogenen Jazz-Sängers Tom Gaebel. Der Träger des German Jazz Awards ist bekannt durch seine Fernsehauftritte, aber auch durch viele Kooperationen mit deutschen Künstlern. Ein knappe Stunde sorgt der Entertainer in der Main Lounge des Schiffes für launiges Musikvergnügen, bevor er ebenso schnell wieder verschwindet, wie er aufgetaucht wird. Es folgen 116 Seemeilen, die wir fast komplett verschlafen, bis wir zum Frühstück in Ibiza sind. Die Kreuzfahrt geht weiter.

Anmerkung:

Siehe auch die Beiträge

im MaDeRe.

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Daniel M. Grafberger
Daniel M. Grafberger ist zu Hause in Ulm, um Ulm und um Ulm herum. Er ist Redaktionsleiter eines Ulmer Verlags und freiberuflicher Fotograf. Zu seinen Leidenschaften gehören Reisen, Kochen, Gastronomie und Kultur. Zu seinen Lieblingsreisezielen gehören Skandinavien, Südtirol und alle Destinationen, die man auf Kreuzfahrtschiffen (vor allem auf dem Fluss) erreichen kann.